Foto: alt-alfeld.de

Folge 9 – Leinstraße Teil II: Von der Paulistraße bis zur Kurzen Straße

31.08.2021 (sr)

Die Leinstraße ist seit Verleihung der Stadtrechte im Jahr 1258 ein wichtiger Standort für Handel, Handwerk und Dienstleistung. Seinerzeit zogen der Gasthof zur Krone, das Hotel zur Post oder die Konditorei Stockfleth mit gemütlicher Caféhaus-Atmosphäre Besucher an. In früheren Jahren hatte das Handwerk sicher eine weitaus größere Bedeutung, aber auch heute schätzen Kunden und Kundinnen in der Alfelder Innenstadt beispielsweise das Können von Uhrmachern, Köchen, Konditoren, Bäckern, Büchsenmachern, Tischlern, Heizungsbauern, Kaffeeröstern, Fleischern, Raumausstattern, Töpfern und Friseuren und selbstverständlich das der weiblichen Pendants, die ihr Fach verstehen. Das Besondere sind die inhabergeführten Fachgeschäfte, die mit gut ausgebildetem Personal und Qualität zur Einzigartigkeit einer Stadt beitragen. Inhaber, Inhaberinnen und Mitarbeitende, die oft viele Jahre geschätzte Ansprechpartner sind, machen das Einkaufen zu einem kommunikativen Austausch und einem oftmals herzlichen Miteinander, von dem alle Seiten profitieren. 

Es tut sich was an der Leinstraße: Die ehemalige Bäckerei Thiesemann wird aufwendig saniert und beherbergt ab Oktober den Verein Region Leinebergland. Foto: Susanne Röthig

Regionsverein zieht zum 1. Oktober um

Leinstraße 29 ist neues Domizil

Wo früher Maserinen und Prasselkuchen im Verkaufsraum lagen, sind zurzeit viele Handwerker eifrig am Werk. Mit einem Teilabriss zur Paulistraße schafft Immobilienbesitzer Lars Rogge einen halböffentlichen Raum mit begrünter Fassade und gemütlicher Hof-Atmosphäre. Ab Oktober wird die ehemalige Bäckerei Thiesemann die neue Adresse des Vereins Region Leinebergland sein. Speziell auf die Nutzung durch den neuen Mieter hat Lars Rogge die Sanierung abgestellt. „Mit dem Hof schaffen wir einen Platz für kleinere Veranstaltungen und eine Aufenthaltsmöglichkeit im Freien“, freut sich der Investor. Die Immobilie wird in allen Bereichen mit neuen Fenstern ausgestattet und hat einen neuen Eingangsbereich erhalten. „Wir liegen mit dem Innenausbau gut im Zeitplan“, erklärt Lars Rogge zufrieden. „Die Pflasterarbeiten im Hofbereich werden demnächst abgeschlossen sein. Um ein Gerüst für die Erneuerung der Fassade aufstellen zu können, warten wir auf die Fertigstellung der Renovierungsarbeiten am gegenüberliegenden Objekt an der Paulistraße/Ecke Leinstraße. Die Zusammenarbeit mit den von uns beauftragten, ausschließlich örtlichen, Handwerksbetrieben hat sich bereits an der Leinstraße 23 bewährt und wird hier fortgesetzt. Eine Vermietung der oberen Etagen ist nicht geplant, da die Deckenhöhe nicht ausreichend ist und eine Sanierung in diesem Bereich in keinem Verhältnis zu den möglicherweise zu erzielenden Mieteinnahmen steht.“

Die Fachverkäuferinnen Silke Allruth (von links), Maren Mönkemeier, Anke Hesse, Geschäftsinhaber Michael Rossbach und Uhrmacher Jens Grotjahn bilden das Team des Uhren- und Schmuckfachgeschäftes Rossbach. Foto: Susanne Röthig

Rossbach: Experte für Uhren und Schmuck

Bereits in 3. Generation betreibt Kaufmann Michael Rossbach das Fachgeschäft an der Leinstraße 30.

1919 begann die Tradition des Familienbetriebes in Ballenstedt am Harz, 1924 wurde das Haus an der Leinstraße 21 gekauft (heute Glüsen). Bis 1934 führte Ernst Rossbach den Betrieb dort, 1935 kaufte er das Gebäude Leinstraße 30, in dem früher die Post untergebracht war. Umbauten folgten, 1957 traten sein Sohn, der Uhrmachermeister Heinz Rossbach, und seine Tochter, die Augenoptikerin Wally Rossbach, in die Firma ein. Seit 1983 ist Michael Rossbach Inhaber.

Reparatur alter Uhren 

 „Für uns ist es wichtig, dass wir für die bei uns gekauften Produkte auch den dazugehörigen Service anbieten und dass unsere Kundschaft von ausgebildetem Fachpersonal beraten wird“, erklärt der 59-Jährige. Uhren haben im Angebot einen großen Stellenwert. „Wir bieten hier ein komplettes Sortiment an Armbanduhren, Wecker, Wand- und Standuhren an. Namhafte Firmen wie Seiko, Pulsar, Casio oder Dugena, die sich durch ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis auszeichnen, sind unsere Vertragspartner. Durch den von uns angebotenen Service haben unsere Kundinnen und Kunden lange Freude an den qualitativ hochwertigen Produkten. Viele Aufträge erhalten wir auch im Bereich der historischen Uhren. Wir überholen die alten Schätzchen und bringen die Schlagwerke wieder zum Klingen“, erklärt Michael Rossbach.

Trauringe in großer Auswahl 

Durch das angebotene Trauringsystem haben Paare die Qual der Wahl: Aus 15.000 verschiedenen Varianten gilt es die Ringe zu wählen, die die Partner bestenfalls lebenslang begleiten. „Unterschiedliche Steine, Materialien und Stärken machen diese Vielfalt möglich“, erläutert Michael Rossbach.

Titan und Edelstahl im Trend

Sehr beliebt ist unter anderem zurzeit Titanschmuck der Firma Boccia. Titan und auch Edelstahl liegen im Trend und punkten mit besonders guter Hautverträglichkeit. Modelle, die von deutschen Firmen gefertigt werden, haben einen festen Platz im Sortiment. Ob Perlen, Silber oder Gold mit oder ohne Stein: Im Bereich der Ketten, Armbänder, Ringen ist das Angebot groß. „Durch die Zusammenarbeit mit einem Goldschmied können wir auch hier fachgerechte Reparaturen wie beispielsweise das Verändern der Ringgröße anbieten“, sagt Michael Rossbach.

Hannelore Härtel hat bereits 1977 in den Räumen der ehemaligen Rats-Apotheke gearbeitet. Hier stand früher der Schreibtisch ihres damaligen Chefs Carl-Winfrid Wiederholt. Seit Oktober 2019 ist an der Leinstraße 31 wieder ihr Arbeitsplatz: Ihr langjähriger Arbeitgeber wechselte an diesen Standort. Foto: Susanne Röthig

Rats-Apotheke: Lange Tradition endet 2012

Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte bereits vor mehr als 400 Jahren. So geht es aus einer Broschüre über die Geschichte der Alfelder Traditions-Apotheke hervor, die der letzte Inhaber Dr. Winfrid Wiederholt verfasste. Sein Großvater Heinrich Wiederholt kaufte das Gebäude an der Leinstraße 31 und die darin befindliche Apotheke 1919 von seinem Vorgänger Joseph Förster. „Apotheker Joseph Förster engagierte sich auch bei der botanischen Gestaltung eines Teiles der Alfelder Anlagen, auch Försters Anlagen genannt“, erzählt Dr. Winfrid Wiederholt im SIEBEN-Gespräch. „1946 benannte mein Großvater die Apotheke wieder in Rats-Apotheke um. Bis kurz nach dem Krieg war es zur damaligen Zeit die einzige Apotheke in Alfeld. Durch den Zuzug der Flüchtlinge verdoppelte sich Alfelds Bevölkerung. Manchmal standen die Kunden bis zur Burgfreiheit. Daher willigte mein Großvater ein, dass 1947 eine zweite Apotheke eröffnen konnte: die Löwen-Apotheke an der Marktstraße.“ Bis zu seinem Tod 1950 leitete Heinrich Wiederholt die Rats-Apotheke, die der Familie auch als Wohnhaus diente. Sein Sohn Carl-Winfrid Wiederholt übernahm die Leitung zunächst gemeinsam mit seinem Schwager Fritz Klingenberg, ab 1953 dann als alleiniger Besitzer. 1977 begann Hannelore Härtel geb. Stechmann ihre Ausbildung in der Rats-Apotheke. „Wir haben damals noch Zäpfchen gegossen, Pillen gedreht, Hustensaft abgefüllt sowie Tabletten und Dragees konfektioniert“, erzählt sie. Bis zum März 1981 arbeitete sie an der Leinstraße 31. Seit Oktober 2019 ist diese Adresse nun wieder ihr Arbeitsplatz: Sie ist seit vielen Jahren für die dort ansässige Gewerkschaft tätig. Trotz baulicher Veränderungen weiß Hannelore Härtel noch genau, wo der Schreibtisch ihres damaligen Chefs stand. „Von hier aus hatte er den Überblick über die Geschäftsräume und hier musste ich damals immer meine Berichtshefte vorlegen“, erinnert sich die 61-Jährige. Unter dem gesetzlich geschützten Namen „Alfeldia“, den bereits Heinrich Wiederholt verwendete, vertrieb der Pharmazeut seine eigenen Präparate und förderte die Ausbildung des Apothekernachwuchses.

Die Rats-Apotheke um 1900, damals unter dem Namen Försters Apotheke geführt. Foto: Dr. Winfrid Wiederholt
Anzeige aus dem Adressbuch der Stadt Alfeld von 1934. Im Einwohnerverzeichnis waren damals Apotheker Heinrich Wiederholt, Apotheker Kurt Avenarius und Apothekerassistent Wilhelm Rolfes genannt.  Foto: Susanne Röthig

Altes Mobiliar im Apothekenmuseum Hofgeismar

1982 setzte sein Sohn Dr. Winfrid Wiederholt, der sein Studium an der Universität Tübingen absolvierte, die Familientradition fort. Modernisierungen folgten, Teile des alten Mobiliars sind heute im Apothekenmuseum in Hofgeismar zu sehen. Die fachkundige Beratung und die Gesundheit der Kunden standen im Traditionsbetrieb immer im Vordergrund. Dass Dr. Winfrid Wiederholt sich für die Historie seiner Geburtsstadt Alfeld sehr interessiert, zeigt sein großer Schatz an alten Fotografien, den er im Laufe der Jahre gesammelt hat und auch in seiner Apotheke gern gezeigt hat. Er bedauert, dass Ende der 1980er Jahre die Innenstadt durch die Fußgängerzone quasi komplett „stillgelegt“ wurde. „Mein Vater hat sich damals aus der Innenstadt verabschiedet, da es für ihn eine deutliche Einschränkung der Mobilität bedeutete. Es ärgerte ihn, dass er sich als Anlieger eine kostenpflichtige Einfahrgenehmigung ausstellen lassen musste. Auch Kunden und Kundinnen, beispielsweise des Feinkostgeschäfts Bosse, vermissten es, ihren Weinkarton direkt vor der Tür ins Auto einladen zu können und suchten nach bequemeren Einkaufsmöglichkeiten“, erklärt er. Da Dr. Winfrid Wiederholt keinen Familiennachfolger für die Rats-Apotheke hatte, ging 2012 diese Ära an der Leinstraße zu Ende.

 

Das First Reisebüro-Team erfüllt Urlaubsträume: Cornelia Szeib (links vorn), Madleen Rüger (rechts vorn), Sven Bätge und Birgit Corrieri. Foto: Veranstalter

Mobilität früher und heute

Vom Fahrradfachgeschäft zum Reisebüro                 

Auch früher ging es hier um Mobilität: Das Fahrradfachgeschäft Kelpe hatte an der Leinstraße 32 seinen Firmensitz. Seit 1994 dreht sich hier aber alles um die schönsten Wochen im Jahr. Das FIRST Reisebüro ist Anlaufstelle für alle, die gern Neues erleben und sich erholen wollen. Am Anfang noch unter dem Namen Reisebüro Kriescher bekannt, firmierte es Mitte der Neunziger in den bestehenden Namen FIRST Reisebüro um. „Inzwischen sind wir eine 100 prozentige „Tochter“ der TUI“, sagt Büroleiter Sven Bätge.

„Unser Angebot und unsere Arbeitsweise hat sich im Laufe der Jahrzehnte den wechselnden Bedürfnissen der Kunden und dem Zeitgeist angepasst.  Waren es am Anfang noch von Hand ausgestellte Fahrkarten und Flugtickets oder Buchungen bei den Veranstaltern per Telefon, Fax und sogar Telex (Was war das nochmal?), funktioniert heute (fast) alles über internetbasierte Anwendungen und elektronische Tickets. So verzichten wir seit mehreren Jahren auf den Verkauf von Bahnfahrkarten und konzentrieren uns dadurch intensiver auf die Buchung von touristischen Leistungen wie Pauschalreisen, Rund- und Erlebnisreisen, Hotels, Mietwagen, Camper und Linienflügen. Zu den Highlights der vergangenen Jahre zählte unter anderem eine begleitete Motorradreise auf der Route 66 quer durch Amerika“, erzählt Sven Bätge. „Die Corona-Pandemie hat die Reisebranche natürlich vor sehr große Herausforderungen gestellt, aber wir sind gerade jetzt für unsere Kundinnen und Kunden da, um das passende Reiseziel zu finden und informieren über aktuelle Angebote, damit die Urlaubszeit in guter Erinnerung bleibt.“

Das First Reisebüro – Team besteht aus vier Mitarbeitenden in Voll- und Teilzeit, die alle mit Herz und Seele dabei sind. „Wir bilden uns ständig weiter und reisen für unser Leben gerne, denn eine gute Beratung und Kenntnisse der Reiseziele, die wir verkaufen, ist das A und O für zufriedene Kunden“, weiß Sven Bätge aus langjähriger Berufserfahrung. „Der persönliche Kontakt ist uns immer sehr wichtig. Daher stehen wir unseren Kunden vor Ort zur Verfügung. Über unsere Internetseite sind die Angebote außerhalb der Geschäftszeiten stets online verfügbar. Wir freuen uns auch in Zukunft als persönliche Ansprechpartner in Sachen Reisen in Alfeld für unsere Kunden da zu sein“, sagt der 53- Jährige.

Kontaktdaten

FIRST Reisebüro

Leinstraße 32, 31061 Alfeld, Tel. 05181/50 51

E-Mail: alfeld1@first-reisebuero.de

Aktuelle Öffnungszeiten:

Mo – Fr: 9.30 – 13.00 und 14.00 – 18.00 Uhr

Sa: 09.30 – 13.00 Uhr

Serviceleiterin Julia Noll und Privatkundenbetreuer Roland Schaper sind gemeinsam mit dem weiteren Volksbank-Team für die Kunden der Alfelder Hauptgeschäftsstelle seit vielen Jahren verlässliche Ansprechpartner. Foto: Susanne Röthig

Volksbank steht zum Standort Alfeld

„Wir sind für unsere Kundinnen und Kunden und für die, die es werden wollen ein verlässlicher Ansprechpartner vor Ort. Wo andere sich zurückziehen, zeigen wir Präsenz“, beschreibt es Roland Schaper. Der Repräsentant der Volksbank-Hauptgeschäftsstelle an der Leinstraße macht damit deutlich, dass die Volksbank zum Standort Alfeld steht. In Alfeld sind insgesamt 12 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für Kundinnen und Kunden in allen Finanzfragen da. Hinzukommen noch die Verbundmitarbeiter der R+V, Union Investment und der Bausparkasse Schwäbisch Hall. Ob Girokonto, Baufinanzierung, Vorsorge, Geldanlage, Firmenkundengeschäft, Immobilienverkauf oder Bausparen: Spezialisten sind persönlich vor Ort, um bedarfsgerecht zu beraten. In unmittelbarer Nähe haben die Kunden in Freden, Eime, Duingen und Delligsen ebenfalls die Möglichkeit, ihre Ansprechpartner persönlich aufzusuchen. „Wir investieren in unsere Filialen, um unsere Kundschaft in einem zeitgemäßen Umfeld optimal betreuen zu können“, erklärt Roland Schaper.  „Noch in diesem Jahr wird unsere neue Filiale in Delligsen an der Dr.-Jasper-Straße eröffnet. Wir investieren gezielt in unseren Immobilienbestand, haben beispielsweise in Echte und Rhüden auch Neubauten errichtet.

Unterstützung gemeinnütziger Einrichtungen

Nachhaltiges und gesundes Wachstum und dauerhafte Kundenbeziehungen sind unser Bestreben. Da wir von der Region leben, geben wir auch an diese zurück. So fließen Erträge aus den Volksbank-Stiftungen und dem Gewinnsparen an gemeinnützige Einrichtungen. Beispielsweise werden jährlich die Jugendfeuerwehren in unserem Geschäftsbereich unterstützt. Außerdem achten wir darauf, bei unseren Modernisierungen und Neubauten, regionale Firmen zu beauftragen.“

Fachkräfte werden regelmäßig ausgebildet

Jedes Jahr haben die Fachkräfte von morgen die Möglichkeit, sich bei der Volksbank Seesen, zu der auch Alfeld gehört, um einen Ausbildungsplatz zu bewerben. 38 Auszubildende und insgesamt rund 300 Mitarbeitende beschäftigt die Genossenschaftsbank in ihren 31 Filialen aktuell. „Es ist unser Ziel, den jungen Menschen in unserem Haus eine Perspektive zu bieten und somit auch zukünftig unseren Kundinnen und Kunden eine optimale Betreuung garantieren zu können“, so Roland Schaper.

Seveso III-Richtlinie verhindert Neubau

Bereits 1968 veränderte die Volksbank, die seit 1895 in Alfeld vertreten ist, die Ansicht der Leinstraße entscheidend. Abriss und Neubau der Geschäftsstelle schaffte in der Mitte der Stadt ein wenig Freiraum und brach die geschlossene Häuserfront. Auch rund 50 Jahre später hat das Kreditinstitut wieder Baupläne in der Schublade. Das eigene Haus und drei weitere in Richtung Kaufland sollen einem Neubau weichen. Waren es zuerst Überlegungen, neben einer neuen Volksbank-Hauptgeschäftsstelle und großflächigen weiteren Geschäftsräumen, ein Seniorenheim zu errichten, sind es jetzt barrierefreie Wohnmöglichkeiten für Jung und Alt, die anstelle des Seniorenheims entstehen sollen. Die Umsetzung scheitert bisher an der Seveso III-Richtlinie. „Das Urteil Kaiserhof wird weiterhin von unserem Projektierer und Architekten analysiert und bewertet. Es ist aber nicht eins zu eins auf unser Projekt an der Leinstraße zu übertragen. Hier klären aktuell die Fachleute, welche Auswirkungen verschiedene Inhalte aus dem Urteil relevant für unsere Projektentwicklung sind“, heißt es seitens der Volksbank. So schnell wird sich am Bild der Leinstraße in diesem Bereich also wohl nichts verändern. 

Kontaktdaten

Volksbank Alfeld

Leinstraße 12, 31061 Alfeld, Tel. 05181/9177-0

Öffnungszeiten:

Mo: 8.00 – 13.00 und 14.00 – 18.00 Uhr

Di: 9.00 – 13.00 und 14.00 – 18.00 Uhr

Mi und Fr: 9.00 – 13.00 Uhr

Do: 9.00 – 13.00 und 14.00 – 19.00 Uhr

www.myvoba.com

Der Kaffeeröster aus dem Jahr 1959 und die Porzellanbehälter zur Aufbewahrung der Bohnen zaubern ein ganz besonderes Flair. Barbara Stödter und Rüdiger Macke beraten gern bei der Auswahl der passenden Bohnen. Foto: Susanne Röthig

126 Jahre Bosse-Kaffee und 41 Jahre Reformhaus Schirm

Die Marke „Bosse-Kaffee“ ist untrennbar mit Alfeld verbunden. Frisch geröstet verbreiten die Bohnen seit 1895 ihren ganz eigenen Duft. „Wir rösten in kleinen Mengen 15-20 Minuten lang. So wird die Kaffeebohne schonend durchgeröstet. Großröstereien arbeiten mit höheren Temperaturen und viel weniger Zeit. Die lange Tradition des Röstverfahrens ist uns eine besondere Qualitätsverpflichtung“, beschreibt Inhaber Karl-Heinz Schirm, der sein Handwerk seinerzeit im Reformhaus Bosse gelernt hat, das besondere Verfahren in Alfeld. 1980 wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit. Durch seine Ausbildung hat er natürlich eine ganz besondere Beziehung zur Leinestadt. Daher machte er 2004 das Alfelder Geschäft der Familie Bosse gern zu einer weiteren Schirm-Filiale, zu denen noch Reformhäuser in Braunschweig, Burgdorf und Seesen gehören. Er beschäftigt insgesamt 16 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Aber nur in Alfeld wird Kaffee geröstet, den der Inhaber nicht nur in seinen Geschäften, sondern auch durch einen Bestellservice unter der Rubrik „Bosse-Kaffee“ auf der Internetseite www.reformhaus-schirm.de des Unternehmens sehr erfolgreich vermarktet. Dort finden Interessierte auch weitere Informationen zum Angebot.

Dieses ist an der Leinstraße 15 umfangreich: Neben den verschiedenen Kaffeesorten gibt es eine große Auswahl an Tees, Vollwertprodukte für Vegetarier und Veganer, Molkereierzeugnisse, Fruchtsäfte, Naturkosmetik, Nahrungsergänzungsmittel, pflanzliche Arzneimittel, Obst, Gemüse, Käse, Gebäck, Brot in Bioqualität und hochwertige Schokoladenerzeugnisse. Natürlich ist die fachliche Beratung das A und O. Das Team um Filialleiter Christian Fritsche, zu dem Marianne Lipinski, Roswitha Baumgart, Barbara Stödter und Rüdiger Macke gehören, hilft gern weiter und hat auch das ein oder andere Rezept für die Speisenzubereitung parat.

Reformhaus Schirm

Leinstraße 15, 31061 Alfeld

Telefon: (0 51 81) 80 50 90

Öffnungszeiten:

Mo – Fr: 9.00 – 18.00 Uhr

Sa:  9.00 – 13.00 Uhr

Leinstraße 1978. Foto: alt-alfeld

Leinstraße 18

Dass man solventen Mietern einen gewissen Komfort bieten muss, weiß auch Thomas Fiedler. Der Eigentümer der Immobilie Leinstraße 18, die sich bereits seit 1919 im Familienbesitz befindet, hat die Geschäftsräume bereits vor einiger Zeit für einen Optiker renoviert. Die Mietwohnungen, die mit alten Zimmertüren, Dielenfußboden, teilweise mit Original-Gipsstuck, zeitgemäßer Elektrik und Heizungsanlagen ausgestattet sind, vermitteln ein behagliches Flair. Freisitze sollten für zusätzliche Wohnqualität sorgen.

„Die Adresse Leinstraße 18 hat Mitte des 19. Jahrhunderts die erste Zahlstelle der heutigen Sparkasse beherbergt. Gewohnt hat hier vor 1900 auch der damalige Brandmeister der Alfelder Feuerwehr“, erzählt Thomas Fiedler. Nach einem Brand im Januar 1901, bei dem das gesamte Wohnhaus und auch die Feuerwehrakten zerstört wurden, ist es noch im selben Jahr wieder aufgebaut worden. Im Erdgeschoss befand sich ein Zigarren-, Tabak- und Delikatessengroßhandel. 1919 erwarb Reinhold Fiedler das Gebäude. Der Großvater des heutigen Eigentümers betrieb das Geschäft weiter. Im Alfelder Adressbuch von 1934 ist Reinhold Fiedler neben dem Kaufmann Ernst Bauche und der Witwe Marie Freese als Bewohner genannt. „Es gab dort eine Reifestation für Bananen und eine Kaffeerösterei“ , erzählt Thomas Fiedler. Später verkauften hier Kaisers Kaffee, das Haushaltwarengeschäft Hagen, Schuhgeschäfte und ein Geschäft für Deko-Artikel ihre Produkte.

Hausinschriften: Als eine die jeweilige Zeit und ihre Verfasser kennzeichnende Ausdrucksform sind sie einmalige und wichtige Zeugnisse unseres kulturellen Gedächtnisses. Diese kann man wie folgt übersetzten: Gott, meinem Herrn und Schöpfer, sei allein Lob, Preis und Ehre. Foto: Susanne Röthig
Im Januar 1901 brannten die Gebäude Leinstraße 17 und 18 nieder. 

Standortgemeinschaft Innenstadt Alfeld e. V. 

Seveso III: Im Gespräch bleiben

Sowohl Thomas Fiedler als auch Lars Rogge engagieren sich seit der Gründung 2018 in der Standortgemeinschaft. Der Verein setzt sich für eine nachhaltige Sicherung der Attraktivität der Alfelder Innenstadt und eine Stärkung der Wirtschaftskraft des Einzelhandels ein. Ergebnisse beziehungsweise Ideen, die aus der Standortgemeinschaft hervorgingen, sind die Ausschilderung eines zweiten Radweges, der statt an Alfeld vorbei durch die Innenstadt führt, eine Veranstaltung mit Franchise-Unternehmen, die aber für Alfeld bisher nicht den gewünschten Erfolg brachte, die mittlerweile beim FAA angesiedelte Initiative „Alfeld on Leine“ (Online-Marktplatz regionaler Geschäfte) und aktuell in Abstimmung mit der ZAH die Verlagerung des Abholtermins für gelbe Säcke von Montag auf einen anderen Wochentag. Ab 1. Januar 2022 soll dadurch vermieden werden, dass die Säcke das gesamte Wochenende in der Innenstadt oder auf innenstadtnahen Arealen stehen. Auch die testweise Möglichkeit, an die Immobilien der Holzer Straße mit Fahrzeugen heranzufahren, hat die Standortgemeinschaft mit angeregt und den intensiven Anwohnerdialog im Vorfeld der Umsetzung begleitet. „Die Fußgängerzone ist nach heutigen Anforderungen zu groß. Wenn wir neue Ideen nicht versuchsweise testen, wissen wir nicht ob sie funktionieren. Der Modellversuch auf der Holzer Straße kann vielleicht Erfahrungen für andere Bereiche geben, die ebenfalls für solche probeweisen Veränderungen infrage kommen könnten“, sagt Lars Rogge. Darüber hinaus konnte durch die Unterstützung der Standortgemeinschaft eine Reihe von Immobilien neuen Nutzungen zugeführt und Leerstände von Gewerbeflächen und Wohnungen deutlich verringert werden, z. B. an der Leinstraße 31, 23 und 29a, in der Paulistraße 4 und an der Winde 5. Weiteres Anliegen der Standortgemeinschaft ist es, mit den von der Seveso-III-Richtlinie Betroffenen sowie Politik und Verwaltung im Gespräch zu bleiben, um vielleicht für bisher auf Eis gelegte Projekte doch noch eine Lösung zu finden. Wer mehr über die Standortgemeinschaft erfahren will, bekommt weitere Informationen unter www.alfeld-city.de. 

Foto: Susanne Röthig

Informationen vom Stadtführer Frank Weber: Alfeld – Leinstraße zwischen Paulistraße und Kurze Straße

Wir befinden uns auf der Leinstraße auf dem kurzen Abschnitt zwischen der Paulistraße und der Kurzen Straße und gehen in Richtung Kurze Straße.  Dieser Abschnitt hat seit den letzten 50 Jahren sehr viele Veränderungen erfahren. Das hat dazu beigetragen, dass der kurze Bereich auch mit Neubauten im Siebziger Jahre-Stil versehen worden ist. Natürlich können nur einige Veränderungen und Besonderheiten genannt werden.   

Das Haus Nr. 30 (Rossbach) hat eine interessante Geschichte. Die frühere Nutzung des Gebäudes lässt sich nämlich noch an der Fassade erkennen. Im Jahr 1885 wurde das Grundstück von Kaufmann A. Menge erworben.  Er ließ das alte Gebäude abreißen und ein neues errichten. Dieses vermietete er ab 1886 für 26 Jahre an die Oberpostdirektion in Hannover. Durch die Verlängerung des Mietvertrages verblieb die Post noch bis ca. 1927 Jahr im Gebäude. Danach wurde die Post in das Gebäude an der Bahnhofstraße verlegt. Noch heute erinnern an der Fassade des Hauses Nr. 30 ein Pferdekopf und ein Posthorn an die damalige Zeit. 

Ein paar Meter entfernt befand sich auf der anderen Straßenseite das Hotel zur Post. Eine alte Urkunde weist darauf hin, dass sich hier seit 1810 ein Ausschank befand. Im Stall des Hotels wurden vor dem 1. Weltkrieg noch die Postpferde untergebracht. Das Hotel zur Post hatte auch einen Saal, der im Laufe der Jahre nicht mehr so häufig genutzt wurde. Dieser Saal wurde später zu einem Kino, dem „Rialto-Theater“ umgebaut. Im Jahr 1968 musste das Hotel dem Neubau des Cityhotels weichen, welches im damals üblichen Stil gebaut wurde. Rezeption und Hotel befanden sich im ersten Stock sowie in den darüber liegenden Stockwerken, sodass im Straßenbereich noch Geschäfte untergebracht werden konnten. Heute steht der Hotelbereich leer.  

Beim Bau des City-Hotels mussten weitere alte Häuser weichen. Diese Immobilien hatten alle einen Bezug zu Gustav Schuppmann, welcher 1926 die Firma Leder- und Schuhbedarf, Haus für Reisebedarf und feine Lederwaren, gründete. Ursprünglich war das Geschäft an der Leinstraße 10 beheimatet. Der Laden wurde dann aber an die Leinstraße 11 verlegt, nach dem 2. Weltkrieg an die Leinstraße 12, dem ehemaligen Steckhan´schen Haus. 1953 übernahm sein Sohn Günther das Geschäft und verlegte dieses an die Kurze Straße. Günther Schuppmann ist vielen Alfeldern durch die Tanzschule bekannt, die er lange Zeit zusammen mit seiner Frau Marlies leitete. Heute ist an der Leinstraße 12 die Volksbank beheimatet.

Eine wichtige Änderung auch in diesem kurzen Abschnitt der Leinstraße war, dass im Jahre 1988 im Rahmen der Stadtsanierung die Leinstraße als Fußgängerzone ausgewiesen wurde. Das machte es jedoch möglich, dass vor der Volksbank dankenswerter Weise ein bronzenes Stadtmodell von Alfeld errichtet wurde, welches nicht nur den Stadtführern und Stadtführerinnen als Anlaufpunkt dient. Das Modell, das der Lions Club im Jahr 2009 der Stadt schenkte, dient unterstützend zu den Erläuterungen der Stadtführer dazu, den Werdegang der Stadt Alfeld von der mittelalterlichen Stadt zur Industriestadt zu erklären und zu verstehen. 

Alfeld zum Fühlen, Sehen und Begreifen: Das vom Lions Club Alfeld finanzierte bronzene dreidimensionale Stadtmodell ist mit Straßennamen in Normal- und Blindenschrift versehen. Am 22. August 2009 übergab der Club im Beisein des Bildhauers Egbert Broerken dieses offiziell an die Stadt Alfeld (Leine). Was hier am meisten zum Anfassen einlädt ist deutlich zu sehen.
Foto: Susanne Röthig
Feine Torten, gediegene Ausstattung, Caféhaus-Atmosphäre: Einst war hier die Konditorei Stockfleth das Maß der Dinge. Zurzeit sind die Räume des ehemaligen Bekleidungshauses „Die Hose“ verwaist. Im Nebengebäude Nr. 34 bot die Familie Bosse neben dem Kaffee viele Jahrzehnte Feinkost an. Heute verkauft eine Drogerie-Kette hier ihre Produkte. Foto: Susanne Röthig

Wie wird die Leinstraße in Zukunft aussehen?

SIEBEN: regional hat beim Bau­dezernenten der Stadt Alfeld (Leine)Mario Stellmacher nachgefragt. Bereits in der Mai-Ausgabe 2021 hat die SIEBEN über einen Teil der Leinstraße berichtet. Auf der Seite www.sieben-region.de unter der Rubrik Archiv finden Sie, liebe Lesenden, dazu weitere Informationen.

„Die Leinstraße wird auch in Zukunft eine große Bedeutung für den Handel in Alfeld haben. Auch hier sind zwar die Leerstände sichtbar, aber als Mittelzentrum wird die Stadt immer einen gewissen Bedarf an Angeboten vorhalten können. Um die Sauberkeit der Stadt zu verbessern, werden wir ab sofort eine zusätzliche Leerung der Abfallbehälter am Wochenende durch den Innenstadthausmeister veranlassen. Mit den bereits umgesetzten Sanierungsmaßnahmen an der Leinstraße 23, durch das am Eingang der Fußgängerzone ein sehr ansehnliches Objekt entstanden ist, ist ein erster Schritt getan. Durch die Wiederbelebung der Immobilie Leinstraße 29 (ehemalige Bäckerei Thiesemann), die durch einen Teilabriss einen kleinen begrünten Hofbereich erhält und zukünftig dem Verein Region Leinebergland als Standort dient, ist hier ein Leerstand an zentraler Stelle beseitigt. Um die Innenstadt wieder mehr zu beleben, haben wir uns entschlossen, die Holzer Straße in einem Modellversuch für den motorisierten Verkehr zu öffnen (SIEBEN berichtete im März 2021). Wir freuen uns außerdem sehr, dass wir Fördergelder aus dem Programm Zukunftsräume Niedersachsen erhalten haben, um gemeinsam mit vielen Netzwerkpartnern, zu denen auch die Schulen gehören, Ideen zu verwirklichen, die die Stadt real und virtuell für alle Altersklassen attraktiv macht und zum Aufenthalt einlädt.

Kann Störfall-Warn-App zur Risikominimierung beitragen?

Um einen weiteren Schritt in Richtung mehr Sicherheit für die Bevölkerung aufgrund der Seveso III-Richtlinie zu gehen, kam beispielsweise von SAPPI der Vorschlag, ein Warnsystem für die Innenstadt einzurichten. Falls ein Störfall durch Schwefeldioxid auftreten sollte, kommt es auf Schnelligkeit an. In höheren Konzentrationen schädigt das Gas Bronchien und Lunge. Betroffene müssen sich sofort in geschlossene Räume begeben und sollten möglichst ein höher gelegenes Stockwerk aufsuchen. Nach dem weiteren Verhindern des Austritts von Schwefeldioxid ist nach 30 bis 60 Minuten die Gefahr in der Regel vorbei, da sich die Konzentration des Gases deutlich verringert hat bzw. nicht mehr vorhanden ist. Die Menschen, die sich bei Einritt eines Störfalles in der Innenstadt aufhalten, sind auf die Hilfe der Geschäftsleute angewiesen, die entsprechende Maßnahmen ergreifen und allen Personen Einlass gewähren. Ob und wie der Einsatz einer Warn-App umgesetzt werden kann, steht noch nicht fest und muss geprüft werden. Die Anwendung ist aber eine Option, die vielleicht mit anderen Warn- und Infosystemen zusammen zu einer Risikominimierung im Innenstadtbereich führen kann. Dieses könnte dann zukünftig bei Baugenehmigungen Beachtung finden.

Leinstraße 2021. Foto: Susanne Röthig

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