Foto: alt-alfeld.de

Folge 11: Leinstraße Teil III – Pop-up-Stores und vom Leben und Arbeiten in der Stadt

Von der Kurzen Straße bis zur Marktstraße verbunden mit einem Abstecher über die Kirche und zur Seminarstraße

In einer Serie stellt Ihnen die SIEBEN: regional Alfelds Innenstadtstraßen vor. Wir danken Matthias Quintel und Thorsten Schütz, dass sie uns ihre Fotoschätze der Seite alt-alfeld zur Verfügung stellen und den Stadtführern des Vereins für Heimatkunde für Hinweise auf Besonderheiten, die einige Gebäude zu bieten haben. Gehen Sie, liebe Leserinnen und Leser, mit offenen Augen, die auch mal nach oben oder ganz nach unten gerichtet sein dürfen, durch die Innenstadt und wenn Sie mehr wissen wollen: Stadtführung über das Bürgeramt Alfeld buchen oder auf www.alt-alfeld.de stöbern.

„Stadt im Wandel“ zeigt die Vergangenheit, die Gegenwart und wagt einen vorsichtigen Blick in die Zukunft. Mit Folge 11 endet die Serie vorerst. Wir danken allen, die bereit waren, daran mitzuwirken und hoffen, dass wir unsere Leserinnen und Leser informieren und vielleicht auch ein bisschen unterhalten durften. Die SIEBEN: beobachtet das Geschehen weiter und wird auch in Zukunft über Veränderungen berichten. Alle elf Folgen sind im Archiv unter www.sieben-region.de nachzulesen.

1.12.2021 (sr)

Dieser Teil der Leinstraße ist geprägt vom Handel. Neben modischen Angeboten sind hier unter anderem Zeitschriften, Tabakwaren, Kosmetikprodukte und Kommunikationsequipment erhältlich. Optik, Akustik und Kulinarik spielen ebenfalls eine große Rolle. Das auch Kultur in der beengten Straße möglich ist, bewies Carola Thalheim. Der Hof hinter dem Geschäft Leinstraße 2 wurde für einige Jahre zum Treffpunkt vieler Musikfreunde. In der Erinnerung vieler älterer Alfelder sind sicher die Fachgeschäfte der Firma Wiegand mit ganz viel Schaufensterfläche, um Porzellan, Glas und Spielwaren ins rechte Licht zu rücken, verbunden mit den legendären Geschenketischen, die Hochzeitsgästen die Wahl eines passenden Präsents durchaus vereinfachten, geblieben. Schuh-Pape punktete mit hochwertigen Markenprodukten und heute fast schon undenkbar: Bei Pickerott gab es echte Pelze, verarbeitet zu hochwertigen Jacken und Mänteln. Das Angebot hat sich in Teilen verändert, Leerstände sind nicht zu übersehen, aber auch heute gibt es sie: Die Fachgeschäfte, in denen sich die Kundschaft gut aufgehoben fühlt. Positiv sind im Vergleich zu früher die Zugangsmöglichkeit zu den Geschäften. Durch Umbauten sind barrierefreie Eingänge entstanden und die Fußgängerzone bietet Platz für entspanntes Bummeln.      

Eine Anekdote aus früherer Zeit (Quelle: alt-alfeld)

Auf der Leinstraße war immer etwas los. Da war zum Beispiel der Drehorgelmann. Die verschiedenartigen Auffassungen zwischen den Preußen und den Hannoveranern spielten immer eine große Rolle. In Alfeld wurden vehement Sympathien für die Zugehörigkeit zum Königreich Hannover oder zu Preußen ausgesprochen. Die Stadt war gespalten.

So bekam der Drehorgelmann beim Uhrmachermeister Mundt, für den er „Den lustigen Hannoveraner“ spielte, ein Extratrinkgeld, wenn er mit dem Lied noch mal zur Familie Kolle zurückginge. Diese wohnte im Haus Nelsen und wollte immer gerne „Ich bin ein Preuße, kennt ihr meine Farben“ hören. Dort erklang aber nun „Der lustige Hannoveraner“ als Nachricht des Welfen Mundt an seinen preußischen Nachbarn Kolle. So ging es hin und her.

Francesco und Rosaria Luggeri verwöhnen ihre Kundschaft mit italienischen Köstlichkeiten. Foto: Susanne Röthig

Il Delicato: Eine italienische Geschichte

„Vor 30 Jahren hat mein Onkel Salvatore Paparo das erste „Il Delicato“ in Einbeck eröffnet“, erzählt Francesco Luggeri. Aber eigentlich begann alles noch viel früher. „Bereits meine Urgroßeltern hatten in Neapel eine Schlachterei und meine Oma machte die Antipasti bereits so, wie sie heute sind“, erklärt der 40-Jährige. „1970 kam mein Bruder Salvatore nach Alfeld“, so Rosaria Luggeri. „Er arbeitete zunächst bei FCH in Delligsen. Meine Mutter folgte kurze Zeit später mit den anderen sieben Kindern.“ Die Familie Paparo betrieb das Rialto an der Leinstraße mit Hotel, Restaurant und Diskothek. Salvatore Paparo führten später am Marktplatz das Restaurant Marco Polo, dann das „Il Delicato“ in Einbeck. Gemeinsam mit seinem Bruder hat Francesco Luggeri das „Little Italy“ in Einbeck und später in Göttingen eröffnet. „Das Göttinger Lokal nahm sogar an dem TV-Format „Mein Lokal, dein Lokal“ mit Mike Süsser teil und wurde mit dem ersten Platz belohnt“, erzählt Francesco Luggeri. 2014 eröffnete Rosaria Luggeri das „Il Delicato“ in Alfeld, seit 2020 unterstützt sie ihr Sohn Francesco. 

Italien mitten in Alfeld

Wer die ehemalige Schlachterei Dingler heute betritt, ist eigentlich schon so gut wie in Italien. Umgeben von Weinen, Olivenöl, Pasta, Salami, Pecorino und natürlich der unglaublich gut gefüllten Antipasti-Theke kommt bereits Urlaubsfeeling auf. Einige Tische laden zum Verweilen in der Trattoria-Atmosphäre ein. Kunden, die in der Stadt arbeiten, schätzen den wechselnden Mittagstisch, ein Plausch gehört dazu. Außenplätze sowohl im Sommer als auch in der kalten Jahreszeit sind beliebt. „Sehen und gesehen werden“ heißt es dann am zentralen Punkt der Fußgängerzone. Mit einem Glas Prosecco oder Aperol und frisch aufgeschnittenem Parmaschinken verbunden mit dem Blick auf das Geschehen in Sedan-, Markt- und Leinstraße bedeutet das, was immer wieder gefordert wird: Aufenthaltsqualität.   

Partyservice ab 10 Personen 

„Wir liefern das komplette Angebot von der Vorspeise bis zum Dessert nach Absprache“, erläutert Rosaria Luggeri. Und allein die Vielfalt der Antipasti kann sich sehen lassen: Auberginen- und Zucchini, Karotten, Champignons mit Tomatensoße, Schafskäsevariationen, Ratatouille, Carpaccio-Röllchen und viele mehr werden ergänzt durch die verschiedensten Salami-Sorten, Parmaschinken, Bresaola, Lardo und Guanciale für Spaghetti Carbonara.  Käsespezialitäten wie Gorgonzola, Grana oder Büffel-Mozzarella verführen ebenfalls, sich Italien mit nach Hause zu nehmen und Freunde einzuladen. Der traditionelle Panettone oder ein Präsentkorb eigenen sich prima zum Verschenken. „Gern beraten wir unsere Kunden entsprechend“, erklärt Francesco Luggeri.   

Il Delicato 
Leinstraße 1, 31061 Alfeld
Telefon: 0151 41 22 76 71

Öffnungszeiten: 
Mi. bis Fr.: 10:00 bis 18:00 Uhr
Sa.: 10:00 bis 14:00 Uhr

Das Slomo-Team bringt Firmen und Mitarbeitende zusammen: Nicole Neudenberger (von links), Jenny Kohlenberg, Tünay Yüksel, Michelle Baraniak, Petek Gezer und Stephanie Borm. Foto: Susanne Röthig

Slomo GmbH: Personaldienstleister mit guten Kontakten 

„Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen“, mit dem Spruch von Herrmann Hesse wirbt der 2019 als Start-up gegründete Personaldienstleister mit Hauptsitz in Berlin. Neben 14 weiteren Geschäftsstelle hat am 15. September 2020 auch eine Niederlassung in Alfeld eröffnet. Wo früher Firma Wiegand jahrzehntelang Spielzeug verkaufte und besonders in der Weihnachtszeit für Kinder gefühlt riesige Schaufenster Begehrlichkeiten weckten, bringen heute fünf Angestellte Arbeitssuchende und Firmen, die dringend Personal finden möchten, zusammen. Aus einem Pool von 120 Mitarbeitenden wählen die Disponentinnen geeignete Arbeitskräfte aus und vermitteln diese weiter. Sie nehmen sich Zeit, die individuellen Fähigkeiten eines jeden Arbeitnehmers zu ermitteln, um dann bei Anfrage zügig die Wünsche der Kundenbetriebe zu erfüllen. „Arbeit gibt es in Alfeld genug“, erklärt Jenny Kohlenberg. „Durch die Zusammenarbeit mit uns sparen Firmen Zeit für aufwendige Vorstellungsgespräche und bleiben flexibel. Wir haben das Potenzial unserer Mitarbeitenden bereits im Vorfeld überprüft, können dann entsprechend der Qualifikation auswählen und haben hier vor Ort bereits ein sehr gutes Netzwerk aufgebaut“, erläutert sie. Das gesamte Team hat bereits viele Jahre Erfahrung im Bereich Personaldienstleistung gesammelt und weiß, worauf es ankommt. „Nicht selten werden unsere Mitarbeitenden bei entsprechender Eignung direkt von den Kundenbetrieben übernommen. Auch ältere Fachkräfte haben sehr gute Chancen auf eine Festanstellung. Daher sind wir immer auf der Suche nach weiteren Mitarbeitern.“

Mehr als ein Arbeitgeber

„Wer zu uns kommt möchte arbeiten“, erläutert Nicole Neudenberger. Neben Rückkehrern in das Berufsleben, Menschen, die beispielsweise aufgrund eines Studiums zeitlich begrenzt Geld verdienen möchten oder gerade den Wohnort gewechselt haben und sich orientieren möchten, zählen Geflüchtete dazu, aber auch Menschen, die beispielsweise durch eine Privatinsolvenz oder persönliche Probleme etwas Hilfestellung benötigen, um beruflich wieder entsprechend Fuß zu fassen. „Manchmal sind wir auch Seelentröster, Paartherapeuten, Immobilienvermittler und Finanzberater. Wir geben unseren Mitarbeitenden beispielsweise Tipps an, wen sich wenden können, wenn beispielsweise die Steuererklärung gemacht werden soll“, erzählen die Disponentinnen. „Außerdem ist es in ländlichen Regionen wie hier unbedingt notwendig, dass die vermittelten Mitarbeiter mobil sind. Nicht alle haben einen Führerschein oder ein Auto. Wir bieten daher sogar einen Fahrdienst an, holen die Mitarbeitenden von zu Hause ab und bringen sie nach der Arbeit wieder zurück“, erklärt Petek Gezer. „Alle Mitarbeitenden erhalten einen unbefristeten Arbeitsvertrag, übertarifliche Bezahlung nach Branchentarif, Weihnachts- und Urlaubsgeld.“ Dass die Mitarbeitenden den Einsatz der Disponentinnen schätzen, machen die Bewertungen, die im Internet nachzulesen sind, deutlich. 

Standort perfekt

„Wir haben hier in Alfeld aktiv nach Büroräumen gesucht. Mit unserem Vermieter Herrn Jasarov sind wir uns dann schnell einig geworden und somit sind wir hier. Durch das zuvor hier betriebene Kosmetikstudio haben wir alle Einzelbüros, in denen ungestörtes Arbeiten möglich ist. Das wissen wir besonders jetzt während der Corona-Pandemie zu schätzen. Für uns ist der Standort hier ideal und wir wissen die Vorteile einer Kleinstadt, in der jeder jeden kennt, durchaus zu schätzen. Während des Einzugs haben dann auch unsere Nachbarn immer mal geholfen, wenn etwas Handwerkliches zu tun war“, erzählt Jenny Kohlenberg. „Das ist hier ein gutes Miteinander. Schön wäre es natürlich, wenn die Leerstände mit Leben gefüllt werden könnten. Besonders da jetzt auch noch die Commerzbank eine Lücke an prominenter Stelle hinterlässt“, hoffen die Slomo-Mitarbeiterinnen. 

Slomo GmbH
Niederlassung Alfeld
Leinstraße 3, 31061 Alfeld
Telefon: (0 51 81) 9 37 80 70
E-Mail: alfeld@slomo-personal.de
www.slomo-personal.de

Kai König und Filialleiter Armin Waßmann verantworten die Ausrichtung des Modehauses Magnus in Alfeld. Foto: Susanne Röthig

Konstanz schafft Vertrauen, Veränderung sichert Bestand

Das Modehaus Magnus steht für beides. Seit knapp 85 Jahren gibt es an der Leinstraße 7 unter diesem Namen Mode zu kaufen. „Es wird jederzeit mein Bestreben sein, nur gute Qualitäten zu vorteilhaften Preisen zu liefern“, so annoncierte Karl Magnus nach der Übernahme des Textilgeschäftes 1937. Die Auslagen wurden auf einer Fläche von 70 Quadratmetern von ihm, seiner Frau Lotte und zwei Verkäuferinnen in Regalen und auf einer einzigen Kleiderstange präsentiert. Kunden aller Altersgruppen finden heute im Haupthaus, bei Magnus Sport und im Mag‘s auf 2400 Quadratmetern hochwertige Textitilien in verschiedenen Preisklassen. Im Jahr 2016 übergaben Klaus und Inge Magnus das Zepter an die Familie Kolle-König, die zu den Modehäusern Magnus in Alfeld und Northeim unter dem Namen Modehaus Kolle in Hameln und Wernigerode vertreten ist. Zwei Intersportgeschäfte und ein CECIL-Store in Hameln komplettieren das Angebot. Insgesamt beschäftigen Petra Kolle-König, Thomas König und Sohn Kai König rund 150 Mitarbeitende, davon 55 in Alfeld.

 

Magnus im Laufe der Jahrzehnte: Ende der 1930er-Jahre. Fotos: alt-alfeld.de
Anfang der 1960er-Jahre 
1986

Einkaufserlebnis schaffen 

„Einzelhandel ist wie rudern, wer aufhört, treibt zurück“, sagt Thomas König. Ständige Veränderungen, seien sie auch nur klein, müssen sein, um den Kunden ein schönes Einkauferlebnis zu ermöglichen. Dazu gehören in jedem Fall die freundliche und kompetente Beratung und die teilweise bereits seit Jahrzehnten bekannten Gesichter. Ina Oevermann, verantwortlich für die Damenoberbekleidung, ist seit 35 Jahren dabei, Filialleiter Armin Waßmann hat 1977 bei Magnus gelernt. Sabine Opitz, die für den Bereich „junge Damenoberbekleidung“ zuständig ist, begann vor 35 Jahren ihre Laufbahn im Modehaus Magnus und Cornelia Waßmann, die 1975 ihre Ausbildung bei Magnus begann, ist aus der Kinder- und Wäscheabteilung nicht wegzudenken. „Altersbedingt sind in den letzten Jahren einige langjährige Mitarbeiterinnen aus dem Unternehmen ausgeschieden, im Moment suchen wir gerade modeaffine Menschen, die unserer Kundschaft auch weiterhin das besondere Einkaufserlebnis ermöglichen möchten. Wie die Stammkunden an „ihrem“ Modehaus hängen hat sich besonders in der Zeit des Lockdowns gezeigt. „Wir sind sehr dankbar, dass unsere Kundinnen und Kunden in Alfeld uns so unterstützt haben. Das motiviert uns, weiterhin Veränderungen zu schaffen, um die Stadt so attraktiv wie möglich zu machen“, sagt Kai König. Besonders zur Weihnachtszeit verwandelt sich das Modehaus mit unzähligen Lichtern in ein optisches Highlight. 

Mode wird bequem

Im Herrenbereich wir deutlich: Der Look muss auf dem Rad und im Büro funktionieren. Durch das Arbeiten im Home-Office ist Mode bequem geworden. Jersey Pants, die komfortabel und elegant zugleich sind, werden die Büro-Hosen der Zukunft. Sweat ist immer noch ein beliebtes Thema, Strick holt auf, Modemutige überraschen mit irritierenden Drucken oder satter Batik. Sweat und Strick sind auch bei den Damen das Thema. Oversize-Blazer, lange und kurze Steppwesten, Pullunder, Smok-Raffungen, Volants, Spitze im Blusenbereich und Hosen aus Kunstleder, edle Materialien, die lässig aber durch Ton-in-Ton-Kombination angezogen wirken, weiche Karos, softe Streifen und helle Neutrale sind Dreh- und Angelpunkte für den Herbst/Winter 2021. „Lassen Sie sich bei uns inspirieren und finden Sie den Look, der zu Ihnen passt“, werben Ina Oevermann und Armin Waßmann. Weitere Anregungen gibt es unter www.modehaus-magnus.de.

Weihnachtsstimmung  1962. Foto: alt-alfeld.de
und 2021. Foto: Susanne Röthig

Veränderungen auch in 2022 geplant

Einiges hat sich seit der Übernahme durch die Familie Kolle-König bereits getan. 2019 wurde der Gebäudekomplex durch die Immobilie Leinstraße 4-5 erweitert. Der Textilmarkt ist aus der Marktstraße als „Die Gelegenheit“ dort eingezogen. „Im nächsten Jahr wird hier das Mag’s die Räume beziehen. Das Sporthaus findet dann seinen neuen Standort im bisherigen Mag’s“, erläutert Kai König.  

Kaufmannsfamilien Magnus und Kolle

Das Modehaus Magnus gibt es Alfeld seit 1937, die eigentliche Geschichte der Kaufmannsfamilie Magnus begann aber bereits 1860. Wilhelm Magnus lernte Textil- und Posamentenkaufmann (Posamente sind Besatzartikel wie Spitzen oder Kordeln, Anm. der Redaktion). 1871 eröffnete er ein Geschäft in Moringen, das 1906 sein Sohn Friedrich übernimmt. 1928 kauft Friedrich Magnus das Haus an der Leinstraße 7. Bis 1937 war dieses mehrfach verpachtet bis Karl Magnus es von Gerson Jacobs übernahm. 1940 wird Sohn Klaus Magnus geboren. 1961 stirbt Karl Magnus im Alter von 54 Jahren. Ehefrau Lotte übernimmt die Leitung, der gelernte Textilkaufmann und Betriebswirt Klaus Magnus tritt später in das Unternehmen ein, Ehefrau Inge Magnus unterstützt ihn. 1990 zieht sich Lotte Magnus zurück, Klaus Magnus eröffnet eine Filiale in Quedlinburg, die bis 2008 geführt wird. 1994 kommt die Northeimer Filiale dazu. Verschiedene Umbauten und zusätzliche Geschäfte in Alfeld ermöglichen modernes Ambiente und legen damit den Grundstein für den Erfolg des Modehauses. 2003 stirbt Lotte Magnus. 2016 verkauft Klaus Magnus die Standorte Alfeld und Northeim an Firma Kolle aus Hameln. 

Eine ähnlich lange Geschichte kann auch die Familie Kolle vorweisen. Aus einem Eichsfelder Bauerngeschlecht stammend, fing Jakob Kolle, der schon früh seinen Vater verloren hatte, in jungen Jahren einen Handel mit handgewebten Stoffen seiner Tante an. Die Gründung des Handelsgewerbes ist datiert auf den 1. März 1890. Er war zunächst zu Fuß, dann mit Pferd und Wagen und später mit dem Auto unterwegs. In Breitenworbis eröffnete er ein Ladengeschäft, ein weiteres folgte in Wernigerode. Seine Söhne, die sowohl handwerklich als auch kaufmännisch ausgebildet waren, führten die Geschäfte. Jacob Kolle kümmerte sich um seine Landkundschaft. Erst der Kriegsbeginn 1939 setzte dieser Tätigkeit ein Ende. Sohn Paul Kolle kaufte 1935 von Salomon Keyser das Konfektionsgeschäft in Hameln, 1939 folgte das Geschäftshaus. Paul Kolle wird, wie schon 1917, Soldat, seine Ehefrau Toni führte den Betrieb weiter. 1944 wird der 16-jährige Sohn Manfred als Luftwaffenhelfer eingezogen. Beide kehren wieder zurück. Das Hamelner Geschäft war von Artillerietreffern teilweise zerstört. Anfangs als Altkleiderausgabestelle und Annahmestelle von Decken und Bettlaken, aus denen Kleiderfabriken Mäntel und Jacken nähten, nach und nach wieder als Bekleidungseinzelhandel nahmen die Geschäftstätigkeiten wieder Fahrt auf. Manfred Kolle verbrachte seine Lehrzeit unter anderem bei Erdmann in Hannover und wurde 1952 Mitinhaber. 1957 stirbt Jacob Kolle im Alter von 96 Jahren. 1958 wird Manfred Kolles Tochter Petra geboren. Modernisierungen und verschiedene neue Standorte in Hameln sind Investitionen in die Zukunft. 1985 heiraten Petra Kolle und Thomas König, 1990 wird Sohn Kai König geboren und Paul König stirbt mit 92 Jahren.    

Modehaus Magnus 
Leinstraße 7, 31061 Alfeld
Tel.: (0 51 81) 8 45 80
E-Mail: magnus@mode-magnus.net

Öffnungszeiten:
Mo. bis Fr.: 9:30 bis 18:30 Uhr
Sa.: 9:30 Uhr bis 16:00 Uhr
An den Adventssamstagen bis 18:00 Uhr geöffnet.

Besser als Leerstand: Inga Steinmann, Inhaberin von Sport&Jagd Friedhoff, präsentiert die Waren ihres Fachgeschäftes auch an der Leinstraße. Foto: Susanne Röthig

Sport & Jagd Friedhoff gibt Leinstraßen-Flaneuren eine Chance 

Leerstände schrecken ab. Das einst informative, liebevoll dekorierte Schaufenster verkommt bei Geschäftsaufgabe schnell zum Schmuddelobjekt. Bespuckt, beschmiert, als Krönung noch ein Hundehaufen davor: „Nur schnell am Elend vorbei“, denkt sich so mancher, der durch die Alfelder Fußgängerzone schlendert. Eigentlich sollten die leerstehenden Gebäude des ehemaligen Ihr Platz, des Süßen Kaufhauses und Brüderle längst einem Neubau gewichen sein. Das Bauprojekt, das die Volksbank geplant hat, liegt aber auf Eis. (SIEBEN berichtet in der September-Ausgabe).  Inga Steinmann, Inhaberin von Sport & Jagd Friedhoff, ist aktiv geworden. „Wir haben mit der Volksbank gesprochen und können die leerstehenden Schaufensterflächen der Häuser an der Leinstraße für die Präsentation unserer Waren nutzen“, freut sie sich. Und der aufmerksame Bummler wird belohnt. Denn das Warenangebot kann sich sehen lassen: Wanderfreunde finden neben geeignetem Schuhwerk und Bekleidung beispielsweise den Hinweis auf Leihstöcke, für Kinder gibt es bunte Markenrucksäcke, die in Funktionalität und Qualität den großen in nichts nachstehen, Gehörne und Tierpräparate sind ebenfalls zu entdecken, Sporttaschen und Bälle eignen sich gut zum Verschenken. „Zum einen ist das natürlich eine zusätzliche Möglichkeit an der Leinstraße für uns und unser Angebot zu werben, zum anderen füllen wir die Schaufenster, säubern die Flächen und sorgen so für ein etwas ansprechenderes Ambiente. Das ist zwar nur ein kleiner Beitrag, aber besser als ein Leerstand.“ 

Stadt braucht mehr Aufenthaltsqualität

Für die Stadt wünscht sich die Büchsenmachermeisterin mehr Sauberkeit und Aufenthaltsqualität. „Einige Hauseigentümer kümmern sich offensichtlich wenig um ihre Immobilie“, sagt sie. Wer den Blick schweifen lässt, weiß, was sie meint: Unkraut wuchert munter vor sich hin. Auch die in die Jahre gekommenen mobilen Stromkästen sind kein Hingucker. Rankgitter, die einst für ein wenig Grün in der Stadt sorgen sollten, fristen verwaist ihr Dasein. Außerdem sei es für manche Hauseigentümer schwierig, das Grundstück mit dem Auto zu erreichen. „Wir zahlen als Geschäfts-Eigentümer jährlich für unsere Durchfahrgenehmigung eine Gebühr“, erläutert sie. „Diese ermöglicht mir das kurze Ein- beziehungsweise Ausladen von Ware für maximal 30 Minuten. Leider nehmen andere die Fußgängerzone als Parkplatz wahr.“ 

Sollten sich Schaufensterbummler angesprochen fühlen, finden nicht nur Wanderer im Fachgeschäft an der Kurzen Straße ganz viel Auswahl. Auch FußballerInnen, SchwimmerInnen, LäuferInnen, FitnesstudiobesucherInnen, JägerInnen und HundebesitzerInnen sind hier richtig. Und hier lohnt sich ebenfalls ein Blick ins Schaufenster: Kuschelige Stofftiere wie Waschbär und Frischling begeistern nicht nur die ganz Kleinen, Ferngläser versprechen aufregende Tierbeobachtungen und Taschenmesser erweisen sich während der Wanderpause als hilfreich. Während der Adventszeit vom 4. bis zum 17. Dezember gibt es zusätzlich noch tolle Preise zu gewinnen. Und: Fußbälle, Bekleidung, der Aringo Luft- und Landschaftsbildkalender 2022 von Oliver Schwartz oder Gutscheine eignen sich auch prima als Weihnachtsgeschenke. Einfach mal stöbern.        

Sport&Jagd Friedhoff
Inh. Inga Steinmann
Kurze Straße 2, 31061 Alfeld
Telefon: 05181-5155
E-Mail: info@sportundjagd-friedhoff.de
www.sportundjagd-friedhof.de

Öffnungszeiten:
montags bis freitags 9.30 bis 13.00 Uhr und 14.30 bis 18 Uhr
samstags: 9.30 bis 14.00 Uhr

Die Chrissy-Ink-Kundin hat sich für Florales entschieden: Konzentriert arbeitet Christina Hallstein (rechts) am Motiv. Foto: Susanne Röthig       

Chrissy Ink geht unter die Haut

Wo Kürschner Pickerott früher Pelze gefertigt hat und im Schaufenster Puppen mit den wärmenden Materialien gewandet waren, geht es heute unter die Haut. Christina Hallstein arbeitet seit 2015 selbstständig als Tätowiererin. Zuerst an der Paulistraße, seit 2017 an prominenter Stelle Ecke Kurze Straße / Leinstraße. „Ich werde hier besser gesehen und fühle mich an diesem Standort sehr wohl“, erklärt die 39-Jährige. „Aber auf die Lage kommt es bei einem Tattoostudios nur in zweiter Linie an. Wichtig ist die Empfehlung meiner Kundschaft, die mit meiner Arbeit zufrieden ist. Davon profitiere ich.“ Das Studio ist hell und freundlich eingerichtet, Kunden und Kundinnen sind vor Blicken optimal geschützt. Christina Hallstein hat eine Permanent-Make up-Ausbildung absolviert und sich dann zur Tätowiererin fortgebildet. Drei Jahre hat die Ausbildung gedauert und rund 15 000 Euro gekostet. Hygienevorschriften, rechtliche Grundlagen, künstlerische Ausbildung, der Umgang mit Farben und das Erlernen verschiedener Techniken gehören dazu. „Das Gefühl für das Schöne sollte man schon haben, um erfolgreich und gut arbeiten zu können. Die Techniken lernt man während der Ausbildung. Zuerst wird auf Tierhäuten geübt, Schablonen helfen, das Motiv entsprechend zu übertragen“, erklärt sie. 

Filigrane Linien, Kunstwerk aus Punkten, Aquarell oder eine Auffrischung

Dotwork, Cover up, Fineline, Watercolor: Auf diese Stilrichtungen hat sich Christina Hallstein spezialisiert, beherrscht aber auch andere Techniken. Während beim Dotwork Punkte gesetzt werden, sind es bei der Fineline-Technk filigrane Linien und beim Watercolor-Tattoo entstehen sanfte Farbübergänge, die das Motiv wie ein Aquarell erscheinen lassen. Und sollte ein altes Tattoo nicht mehr den Vorstellungen entsprechen, ist es vielleicht Zeit für ein Cover up. „Ganz wichtig ist dabei die Beratung. Schließlich ist es eine Körperverletzung, die ich begehe und das Tattoo ist in den meisten Fällen für ewig da. Ich erkläre meinen Kundinnen und Kunden genau, was geht und was nicht. Die Chemie muss zwischen uns einfach stimmen. Gemeinsam erarbeiten wir das Motiv und die Technik. Wer bisher noch kein Tattoo hatte, fängt erfahrungsgemäß erst mal klein an“, erläutert die Mutter zweier Kinder (17 und 1 Jahr alt). „Meine Kunden sind zwischen 18 und 90 Jahren“, sagt sie. „Die Motivation, sich ein Tattoo stechen zu lassen kann sehr unterschiedlich sein. Viele finden es einfach schön, andere läuten damit einen neuen Lebensabschnitt ein, beispielsweise wenn sie in den Ruhestand gehen, für manche ist es eine Erinnerung an einen geliebten Menschen, der gestorben ist.“ 

REACH-konforme Tattoofarben ab 2022

Die ECHA (europäische Chemikalienagentur) hat beschlossen, dass ab 2022 nur noch verordnungskonforme Farben verwendet werden dürfen (REACH-konform), ab 2023 sind dann die Farbpigmente Blue 15 und Green 7 verboten. Der Grund ist, dass gewisse Konservierungs- und Bindemittel nicht mehr zum Einsatz kommen dürfen. „Ich habe weiterhin auf“, lässt Christina Hallstein ihre Kundschaft wissen. „Es wird entsprechende Farben geben. Schwarz und weiß sind bereits zu haben. Für Fragen stehe ich gern zur Verfügung und informiere auf Facebook und Instagram.“ 

Geschenkidee Gutschein

Ein Tattoo zu Weihnachten: Für alle, die noch ein individuelles Geschenk für einen nahestehenden Menschen suchen und wissen, dass ein Tattoo das Richtige sein könnte, hält Christina Hallstein Geschenkgutscheine bereit. Sie berät dabei gern, wie lange es dauert, ein mögliches Motiv zu stechen und wie viel dieses dann kostet. 

Alfeld fehlen seit Jahren die Bauplätze    

Zur Entwicklung der Stadt Alfeld ist Christina Hallstein, die selbst in Wispenstein wohnt, der Meinung, dass durch die fehlende Erschließung neuer Baugebiete in der Vergangenheit es für viele nicht attraktiv war, sich in Alfeld niederzulassen. „Durch neue Gebiete hätte sich die Einwohnerzahl Alfelds deutlich erhöhen lassen. Das sieht man ja am Beispiel Gronau. Somit wäre Alfeld dann auch wieder für neue und größere Warenanbieter interessant“, meint sie. Für die Innenstadt wünscht sie sich mehr Flexibilität der Hauseigentümer. „Die hohen Mieten, die einige immer noch aufrufen, kann kaum jemand bezahlen, der sich mit einem Geschäft neu etablieren möchte. Ich würde mir mehr Vielfalt wünschen. Durch Pop-Up-Stores sollten mehr Anbieter und Anbieterinnen Gelegenheit erhalten, ihre Geschäftsideen ohne zu großes finanzielles Risiko zu präsentieren. Attraktive Schaufenstergestaltung und weniger Leerstände wären da schon ein Fortschritt.“   

Chrissy Ink
Tattoostudio Alfeld 
Christina Hallstein
Leinstraße 36, 31061 Alfeld  
Tel.: 0176 2175 1213

Öffnungszeiten:
Montags bis freitags: 9 bis 13 Uhr 

Elsa Schupp (stehend von links), Gudrun Barl, Heidi Langer, Martin Harborth, Michaela Böhme, Nicole Lassalle, Sylvia Wolff, Roxanne Bartens und (sitzend von links) Elisa Kramer und Anja Bleckmann sind AnsprechpartnerInnen, wenn es um gutes Sehen geht. Außerdem gehören noch Lilly Galitzki und Carmen Schrader zum Team. Foto: Susanne Röthig

Gutes Sehen und Aussehen mit Co-Optic  

Bereits seit 1985 gibt es das Augenoptik-Fachgeschäft Co-Optic in Alfeld. Zunächst waren es zwei Geschäfte, im Kaiserhof und an der Sedanstraße, die letztlich im Jahr 2012 an der Leinstraße 40/41 unter einem gemeinsamen Dach ihr neues Zuhause fanden. Dort, wo früher einmal Uhren und Schmuck verkauft wurden, wartet heute das zwölfköpfige Team von Co-Optic auf seine Kundinnen und Kunden. Ob Brille, Kontaktlinsen, Sehtests oder Spezialsehhilfen, eine qualifizierte und bedarfsgerechte Beratung in allen Bereichen der Augenoptik steht bei den hochqualifizierten AugenoptikerInnen und -meisterInnen von Co-Optic immer an erster Stelle. 

 „Viele unserer Kunden und Kundinnen halten uns seit Jahren die Treue“, erzählt Augenoptikermeister und Betriebsleiter Martin Harborth. „Aufgrund von Weiterempfehlungen und guten Bewertungen sind wir weit über unser Einzugsgebiet hinaus bekannt. Wir haben sogar Kunden, die im Ausland wohnen und den Verwandtschaftsbesuch in der Region nutzen, um ihre Brille bei uns anfertigen zu lassen. 

Leinstraße 40/41: Unterlagen aus dem Jahr 1886 belegen es: 125 Jahre verkaufte Familie Mundt hier Uhren und Schmuck, Augenoptik ergänzte das Angebot. Foto: Susanne Röthig

Entspannte Beratung dank umfassendem Hygienekonzept

Dass die Kundinnen und Kunden sich bei Ihrem Besuch wohlfühlen, ist den Fachkräften von Co-Optic besonders wichtig. Denn bei der Brillenberatung steht nicht nur gutes Sehen, sondern auch gutes Aussehen im Vordergrund. „Durch spezielle transparente Trennwände auf allen Beratungstischen und am Empfangstresen schützen wir unsere Kundschaft und unsere KollegInnen und können gemäß unseres Hygienekonzepts gleichzeitig gewährleisten, dass zum Aufprobieren der Brille der Mund-Nasen-Schutz kurzzeitig abgenommen werden kann“, erläutert Augenoptikermeisterin Michaela Böhme. 

Neueste Messtechnologie von Rodenstock an der Leinstraße

Auch in Bezug auf die Messtechnologie ist man bei Co-Optic stets auf dem neuesten Stand. „Der DNEye-Scanner von Rodenstock ermöglicht maßgeschneiderte Brillengläser, um das ganz persönliche Sehpotenzial voll auszuschöpfen. Durch die innovative Augenvermessung wird neben Weit- und Kurzsichtigkeit und Hornhautverkrümmung auch die Pupillenreaktion berücksichtigt. So ist ein schärferes und kontrastreicheres Sehen besonders in der Dämmerung zu erreichen“, erklärt Martin Harborth. „Daher sind wir von Rodenstock als biometrischer Gleitsichtglas-Experte ausgezeichnet.“ 

Große Auswahl an Brillengestellen und Sonnenbrillen namhafter Hersteller

Eine Vielzahl an Brillenmodellen in allen Preisklassen ermöglicht es den Kundinnen und Kunden, die für sie optimale Brillenfassung auszuwählen. Zu den Herstellern gehören unter anderem Ray-Ban, Marc O‘Polo, Joop, Gucci, Armani, Calvin Klein und viele mehr. „Außerdem führen wir Designerbrillen von ic! berlin und Andy Wolf. Sollte nicht das richtige Modell dabei sein, bestellen wir Ihre Wunschbrille natürlich auch gerne“, so Martin Harborth. Informationen zum Sortiment und zu weiteren Themenfeldern gibt es auf der Internetseite www.optik-in-alfeld.de. 

Mit viel Sinn für die Sinne: AugenoptikerInnen-Ausbildung  

„Selbstverständlich haben wir großes Interesse, auch die Fachkräfte von morgen auszubilden“, sagt Martin Harborth. Elisa Kramer und Lilly Galitzki erlernen derzeit das Augenoptikerhandwerk im Alfelder Co-Optic-Betrieb. 

Co-Optic
Leinstraße 40/41, 31061 Alfeld
Tel.: (0 51 81) 2 54 66
E-Mail: info@optik-in-alfeld.de
www.optik-in-alfeld.de 

Öffnungszeiten:
Mo. bis Fr.: 9:00 bis 18 Uhr
Sa.: 9:00 bis 14:00 Uhr (an den Samstagen im Advent bis 16:00 Uhr)

Freigelegte Fachwerkbalken sorgen für Gemütlichkeit: Hans-Hermann und Kirsten Strobell genießen das Wohnen in der Stadt.
Foto: Susanne Röthig 

Rund 350 Jahre Familie Strobell

Leinstraße 39: Der Name Strobell ist hier schon seit dem 17. Jahrhundert zu finden. „Meine Cousine und mein Cousin haben die Familiengeschichte erforscht und sind auf Hinweise zurück bis in das Jahr 1669 gestoßen“, erklärt Hans-Hermann Strobell. Gemeinsam mit seiner Frau Kirsten bewohnt er heute die mehr als 200 Quadratmeter Wohnfläche mitten in der Stadt. Terrasse und Garten ermöglichen einen ruhigen Aufenthalt im Freien und bieten einen Blick auf die imposante St. Nicolai-Kirche. 1846 fiel das ursprüngliche Gebäude dem Stadtbrand zum Opfer. „Durch den Wiederaufbau können wir uns heute über eine komfortable Deckenhöhe freuen“, so Hans-Hermann Strobell. „Im einst landwirtschaftlichen Betrieb, als Eigentümer wurde 1934 noch mein Großvater Landwirt Louis Strobell genannt, vergrößerten meine Eltern Wilhelm und Anneliese Strobell Mitte der 1950er Jahre das Lebensmittelgeschäft. Dieses wurde später zum ersten Selbstbedienungsladen Alfelds umgebaut“, erzählt er weiter. 1969 war dann Schluss. „Ihr Platz“ zog ein, Jacobs Herrenmoden, Magnus Mann und Magnus Sport folgten. „Das Wohnen in der Stadt hat für uns viele Vorteile“, sagt Kirsten Strobell. „Wir haben kurze Wege z.B zum Einkaufen, ins Umland und auch der Bahnhof ist in zehn Minuten zu erreichen. Unsere Kinder waren schnell im Kindergarten, beziehungsweise später in der Schule, beim Sport und bei Freunden. Besonders meine Schwiegermutter hat es sehr genossen, dass immer jemand zum Plaudern da war, wenn sie in der Stadt unterwegs war. Wir benötigen nur ein Auto, das allerdings etwas weiter weg in einer Garage steht. Daran musste ich mich zwar erst gewöhnen, aber es ist alles eine Sache der Organisation“, so die gebürtige Irmenseulerin. „Es hat sich aber vieles in den letzten Jahrzehnten verändert. Früher haben die Eigentümer selbst hier gewohnt, im Untergeschoss ihre Geschäfte betrieben und natürlich ein großes Interesse daran gehabt, dass es vor ihrem Laden auch ordentlich aussah. Heute sind viele Immobilien vermietet, die Eigentümer selten vor Ort. Im Moment freuen wir uns, dass mittlerweile wieder Familien in die Stadt ziehen. Für uns ist das hier ein angenehmes Wohnen.“

Um 1900: Kutscher Louis Strobell vor dem Haus Nr. 39. Foto: alt-alfeld.de
Festumzug in den 1950er Jahren. Foto: alt-alfeld.de

Das CECIL-Team punktet mit persönlicher Beratung. Für Petra Jurotic (von links), Silke Brunotte, Sabine Wolff und Iris-Marita Bock ist Mode Leidenschaft und Individualität. Foto: Susanne Röthig

Cecil-Store: Leinstraße 42

Die Marke CECIL ist für Sabine Wolff und Iris-Marita Bock schon seit 2002 Programm: zuerst mit dem Jaspers in Delligsen, seit 2006 mit dem CECIL-Store im Herzen der Alfelder Fußgängerzone. „Wir leben hier die ursprüngliche Tradition des inhabergeführten Geschäfts weiter“, erinnert Sabine Wolff an die Familie Boscheinen. 1934 wurde Kürschnermeister Wilhelm Boscheinen als Eigentümer genannt, später betrieb die Familie viele Jahre ein Herrenmodengeschäft. Filialketten verkauften danach Süßes und Duftendes. Seit 15 Jahren ist die Mode wieder zurück in dem kleinen Laden mit der 1-A-Lage. „Wir fühlen uns an diesem Standort sehr wohl, haben viele Stammkunden, auch aus dem Umland, die unsere persönliche Beratung schätzen und sind durch den barrierefreien Eingang bestens zu erreichen. „Der Einkauf in einem Ladengeschäft ist einfach ein anderes Erlebnis als im Internet auf den Knopf zu drücken. Unsere Kundinnen können hier verschiedene Kombinationsmöglichkeiten ausprobieren, die Materialien spüren, erhalten Tipps und haben beim Kauf das Soforterlebnis, sich etwas Schönes gegönnt zu haben“, beschreibt Iris-Marita Bock. Neben den beiden Inhaberinnen gehören die langjährigen Mitarbeiterinnen Petra Jurotic und Silke Brunotte zum CECIL-Team, das sich darauf freut, seinen Kundinnen ein neues Lieblingsoutfit mit auf den Weg zu geben. 

Mode für jeden Tag

„CECIL ist etwas für jeden Tag, aber nicht alltäglich“, so die Aussage der Fashion Group. Kleidung in den Größen S bis XXL, die alles im Leben mitmacht und in der Frau sich wohlfühlt bietet der Alfelder Store. „In diesem Winter sind besonders Sweat- und Strickartikel im Fokus. Für einen besonderen Look sorgt beispielsweise das Leo-Muster mit den Farben „Rose Pepper“ und „Just Blue“, erklärt Iris-Marita Bock. Die Adventszeit mit der weihnachtlich beleuchteten Innenstadt lädt zum ausgiebigen Probieren und Kaufen ein. Und mit einem festlich verpackten Gutschein schenken Sie zusätzlich Vorfreude auf ein neues Kleidungsstück.   

Lob für die Stadt und das Forum Alfeld Aktiv

„Alfeld ist für viele Menschen die Anlaufstelle für alle Produkte des täglichen Bedarfs. Wir haben das Gefühl, dass die Stadtverwaltung und auch das Forum Alfeld Aktiv möglich machen, was geht, um wenigstens den derzeitigen Bestand der Geschäfte zu halten. Besonders der verkaufsoffene Sonntag am 7. November war eine schöne Aktion. Stadt und Geschäfte waren gut besucht. Unsere Kundschaft hat die zusätzliche Einkaufsmöglichkeit sehr genossen. Sicher sind die Leerstände nicht gut für eine Stadt, aber Alfeld ist mit diesem Problem nicht allein“, so die Delligserin Sabine Wolff.

Cecil-Store
Leinstraße 42, Alfeld
Telefon: (0 51 81) 8 07 08 90 

Öffnungszeiten: 
Mo.- Fr.: 9:30 bis 18:00 Uhr
Sa.: 9:30 bis 14:00 Uhr

Informationen vom Stadtführer Ulrich Brinkmann: Wenn der Wind durch die Straßen bläst…

Von der Ecke Marktstraße reicht der Blick entlang der Leinstraße gerade mal bis zur Kurzen Straße. Das Leintor, der Namensgeber der Straße, war von hier aus nicht zu sehen. Wie in vielen, im Mittelalter entstandenen Städten, so wurde auch in Alfeld diese Straße gekrümmt angelegt. Kaum zu glauben, aber einer der Gründe ist die Vermeidung von Zugluft. Lange, gerade, engbebaute Straßenzüge lassen mehr Zugluft entstehen.
Hier in der Leinstraße, der Hauptstraße der Stadt, wohnten die Kaufleute und hatten dort ihre Geschäfte. Dadurch ergab sich eine Abgrenzung der Straße in nördlicher Richtung nicht nur durch die unterschiedlichen Straßenbezeichnungen, sondern auch durch deren Bewohner. In der heutigen Sedanstraße, früher Bukuhle (am Ratsbauhof), wohnten eher die Handwerker und Arbeiter.

Brand verändert Stadtbild

Von der Ecke Markt- und Leinstraße ging ein Ereignis aus, dass das Stadtbild verändern sollte.

Pfingsten 1846 brach hier der große Stadtbrand aus, bei dem 104 Häuser zerstört und etwa 700 Menschen obdachlos wurden. In kürzester Zeit wurden die meisten Häuser wieder aufgebaut, um schnell wieder Wohnraum zu schaffen, sicherlich in vereinfachter Bauweise. Dadurch dürften viele Schmuckfassaden für immer verloren gegangen sein.

Kaufleute Seelmann, Keyser und Jacobs

Entlang des Straßenabschnitts bis zur Kurzen Straße hat es einige Geschäfte gegeben, die noch vielen in Erinnerung geblieben sind. Zwischen Schuh-Pape und Pelz-Pickerott sind noch Elektro-Kampe, Boscheinen und Uhren-Mundt zu erwähnen.

Auf der anderen Straßenseite gab es von Schlachter Dingler bis Brillen-Foto-Brüderle noch Drogerie Thalheim, Fischgeschäft Balzer, Porzellan Wiegand und das Modehaus Magnus, um nur einige zu nennen. Das Modehaus Magnus existiert auch heute noch, wenn auch unter einem anderen Besitzer. Der jüdische Kaufmann Gerson Jacobs hatte 1933 in diesem Haus von Karl Magnus Räume für die Eröffnung eines Textilgeschäftes gepachtet. Als die Nazis zum reichsweiten Boykott „jüdischer Geschäfte“ aufriefen und Posten der SA vor dem Geschäft Kunden behinderten und einschüchterten, wurde der politische Druck immer größer. Die existenzielle Grundlage war nicht mehr gegeben. Schließlich kündigte Gerson Jacobs 1937 den Pachtvertrag mit Karl Magnus. Dieser übernahm den Laden samt Einrichtung und Warenbestand und eröffnete am 1. September 1937 das Textilgeschäft Karl Magnus. 

Die Familie Jacobs zog nach Hannover, zwischen den Kaufleuten Jacobs und Magnus bestand jedoch weiterhin Briefkontakt. 1941 wurde die Familie Jacobs nach Riga deportiert und dort ermordet. Ähnliche Schicksale haben die Kaufmannsfamilien Seelmann und Keyser erlebt, die Geschäfte an der Marktstraße bzw. Leinstraße hatten. Max Keyser wurde 1934 im Alfelder Adressbuch als Eigentümer des Hauses Leinstraße 43 genannt. Verlassen wir dieses dunkle Kapitel der Geschichte und richten unser Augenmerk auf die Gebäude hinter der ersten Reihe in Richtung Perkwall.

Das Gedenkblatt an Gerson Jacobs  aus der jüdischen Gedenkstätte Yad Vashem. Foto: Ulrich Brinkmann
Der historische Hopfenboden am Perkwall. Foto: Ulrich Brinkmann

Trockenboden für Hopfen

Dort fällt ein großes Lagergebäude mit seinem Buntsandsteinsockel und den Wänden aus Muschelkalkquadern und Fachwerk besonders auf. Die auf dem Dach verlaufenden zwei Gaubenreihen zeugen von der Blütezeit unserer Stadt. Auf dem Trockenboden dieses Gebäudes wurde wie auch beim Rathaus Hopfen gelagert, der den Alfeldern wirtschaftlichen Wohlstand brachte. Der urkundliche Nachweis über den Hopfenanbau und Hopfenhandel umfasst eine Zeitspanne von 1452 bis 1847. Schließlich wurde mehr und mehr der Flachsanbau betrieben, da die Hopfenspinnmilbe den Hopfen vernichtete und eine Bekämpfung damals noch nicht möglich war.

 Das von Walter Gropius entworfene Gebäude auf dem Sappi-Gelände mit Zeichnung. Fotos: Ulrich Brinkmann

Gropius-Bau auf dem Sappi-Gelände 

Unmittelbar in der Nähe, auf der anderen Seite des Mühlengrabens, steht ein ziemlich unscheinbares Gebäude, das ohne diesen Hinweis wohl kaum jemand beachten würde. Dieser industrielle Bau auf dem Werksgelände von Sappi ist von keinem Geringeren als von Walter Gropius entworfen worden. Dieser hatte bekanntlich 1911 das Faguswerk gebaut. Aus seiner Feder stammen danach noch weitere Alfelder Gebäude, so auch dieser Industriebau.

Eine besondere Würdigung hat dieses Gebäude und sein prominenter Planer im Lauf der späteren Jahre offensichtlich nicht erhalten, denn sonst hätte man die ursprünglichen Fensterelemente nicht durch Glasbausteine ersetzt. Die wirtschaftliche Nutzung und Weiterentwicklung der Papierfabrik hatten hier wohl eine höhere Priorität.

Was war 1906?

Vor dem Geschäft Magnus Sport sind die Jahreszahlen 1906 und 1988 auf einem in das Pflaster eingelassenen Stein zu lesen. Haben Sie diesen Stein schon mal bemerkt? Hierzu die Erklärung: Im Jahr 1988 wurde die Alfelder Fußgängerzone eröffnet. Man stelle sich einmal vor, wie sich bis dahin der Autoverkehr, vorbei an parkenden Autos geschoben hat. Die zweite Jahreszahl 1906 weist auf den Bau der ersten Kanalisation in der Leinstraße hin. Auch hier kann man sich vorstellen, wie es wohl vorher gewesen sein mag…
(Ulrich Brinkmann)

Wie sieht die Leinstraße in Zukunft aus? 

SIEBEN: regional hat beim Baudezernenten der Stadt Alfeld (Leine) Mario Stellmacher nachgefragt.

„Der Bereich der Leinstraße zwischen Marktstraße und Kurzer Straße ist eins der wichtigsten Teilstücke der Fußgängerzone, obwohl leider auch hier Leerstände sind. In meinen Augen ist die Sanierung, die Ende der 1980er Jahre vorgenommen wurde, immer noch zeitgemäß. Leinstraße, Sedanstraße, Marktstraße und Kurze Straße werden auch zukünftig das Herz der Fußgängerzone bilden. Durch die Häuserzeilen links und rechts, ist die Leinstraße leider in ihrer Breite begrenzt, sodass es kaum möglich ist, attraktive Aufenthaltsmöglichkeiten zu schaffen. Für beispielsweise eine Baumreihe fehlt der Platz. Früher luden bunte Federwipptiere die Kleinsten zur Aktivität ein, gesetzliche Vorschriften machen es notwendig, für einen Fallschutz zu sorgen. Dafür fehlt ebenfalls der Platz. Die Leinstraße bietet aber eine sichere Möglichkeit für Radfahrer, ohne Umwege durch die Stadt zu fahren. Ich würde mir wünschen, dass Radfahrer und Fußgänger hier zu allen Tageszeiten gleichberechtigt sind. Mit gegenseitiger Rücksichtnahme sollte das möglich sein. Denkbar für mich ist es ebenfalls, sollte der öffentliche Personennahverkehr auf kleinere, elektrobetriebene Modelle umstellen, dass Busse durch die Fußgängerzone fahren.“ 

Leinstraße aus Richtung Sedanstraße in den 1980er Jahren und 2021. Foto: alt-alfeld.de
Foto: Susanne Röthig

Belebung der Innenstadt – Auch vor zwanzig Jahren bereits ein Thema

Die folgenden Informationen sind Auszüge aus der 23-seitigen Projektzusammenfassung „Zukunftswerkstatt“ mit dem Ziel: Lebendige Innenstadt Alfeld, moderiert von Ines Krahn, die der Redaktion vorliegt. 

„Immer wieder das angeblich Undenkbare doch denken! Das mag nicht immer richtig sein, aber weiter führt es allemal. So kann man unternehmerisches Denken, genauso aber auch politisches Denken umschreiben“. Mit den Worten des Bundespräsidenten a. D. Roman Herzog begrüßte Margarete Behrens im Juni des Jahres 2000 die Teilnehmer der „Zukunftswerkstatt“, um sich für eine positive Stadtentwicklung einzusetzen, eine Positiv- und Negativliste inklusive einer Umsetzungs- und Realisierungsphase für Ideen und Visionen zu erstellen. 35 Personen aus Politik, Handel und anderen Institutionen nahmen daran teil. Diese sammelten beispielsweise Punkte, die sie als negativ für die Stadt erachteten: mangelnde Sauberkeit, verschmutzte Schaufenster, Leerstände, zu wenig Grün, Rad- und Autofahrer in der Fußgängerzone, zu wenig Leben in der Innenstadt, zu wenig Angebote für Jugendliche.  Als Hemmnisse für eine positive Entwicklung machten sie parteipolitische Querelen, Konzeptlosigkeit, mangelnde Flexibilität von Geschäftsleuten und Stadtverwaltung, zu teure Mieten, fehlende Zuschüsse für Wohnraum in der Fußgängerzone und den Denkmalschutz aus. Sie sahen Konkurrenz auf der grünen Wiese und in Nachbarzentren und führten die demografische Situation an. Als positiv bewerteten die Männer und Frauen die offene Warne, den Brunnen auf dem Marktplatz, die historische Innenstadt,  die Fußgängerzone, die Gastronomie, das Stadtfest, die Federwipptiere, Fachgeschäfte mit persönlicher Bedienung, die Beleuchtung von Rathaus und St. Nicolai-Kirche und die Vorteile einer Kleinstadt mit sozialen Kontakten und kurzen Wegen. 

Ausblick in das Jahr 2050

Die Teilnehmer (damals konnte man das noch so sagen) wagten auch einen Ausblick in das Jahr 2050. Reges Treiben und Mischung aus Einkaufserlebnis, Kultur, Stadtbummel, Vergnügen und Gastronomie soll sich in Alfeld abspielen, die gesamte Fußgängerzone ist überdacht, Passagen und begehbare Innenhöfe laden zum Verweilen ein. Bäume, Blumen, Wasserspiele, Spielanlagen und Kunst schmücken die Stadt: So sehen die Teilnehmer im Jahr 2000 die Zukunft. Tauschhandel wird wieder betrieben, die Holzer Straße hat sich zum Magneten für Einkaufende entwickelt, Kaffeehaus-Kultur wie in Wien ist entstanden, eine Stadthalle steht zur Verfügung, auf dem Marktplatz rollen die Boule-Kugeln, die Stadt wird für drei Wochen im Jahr zur Galerie und ist Zentrum der Urlaubs- und Kulturregion „Hildesheimer Land“ , die Stadtverwaltung besteht aus maximal 20 Personen und im öffentlichen Dienst wird verantwortlich gehandelt, geplant und gedacht, Tagespflegestätten für Senioren entstehen, alle sind integriert, Familien leben in der Stadt und das Wohnen und das Gewerbe gehören wieder zusammen: So sind die Zukunftsvisionen.

Und 2021? 

Tagespflegeplätze gibt es bereits, an der Wanderregion wird gefeilt, Boule wird zwar nicht auf dem Marktplatz, aber doch sehr intensiv gespielt. Investor Lars Rogge ist mutig und reißt eine Lücke in die Häuserzeile an der Paulistraße. Ein begehbarer Innenhof entsteht. Gern mehr davon. Die Volksbank will auch eine Lücke schaffen, um diese zeitgemäß wieder zu schließen. Vielleicht lässt man sie ja auch irgendwann. Eine Lücke an der Holzer Straße ist vor Jahren mit Spielgeräten und Sitzgelegenheiten ausgestattet worden. Allemal ein besserer Anblick als zuvor, aber leider nicht beliebt. Schade eigentlich. „Alfeld 2.0 -Augmented reality findet Stadt(t)” so heißt die Zukunftswerkstatt heute. Besonders die Leerstände haben dramatisch zugenommen. Jüngst hat die Commerzbank das Eckhaus Marktstraße / Sedanstraße verwaist zurückgelassen. Ab Anfang 2022 soll ein neues Leitbild entwickelt werden, um sich der Themen, die denen von 2000 ähneln, anzunehmen und Ideen für eine lebendige, lebens- und liebenswerte Innenstadt zu sammeln. Ministerin Honé hat eigens Fördermittel vorbeigebracht. Rat, Verwaltung, ProjektpartnerInnen, aber eigentlich alle BürgerInnen sind gefragt, mitzugestalten und vielleicht mehr „Was ist möglich?“ statt „Das geht nicht“ zu wagen. Ideen gibt es viele, Bedenken und Vorschriften auch, Hausärzte werden Mangelware. Punkten kann die Stadt mit Individualität durch kreative AnbieterInnen, regionalen Produkten, historischer Architektur, Bildungsangeboten, sozialem Miteinander, Industriegeschichte und modernen, zukunftssicheren Arbeitsplätzen. Entscheidend ist, was wir alle daraus machen. 

Der Henkel komplettiert die Teekanne: Konzentriert befestigt ihn Katrin Rech. Foto: Susanne Röthig 

Leben und arbeiten in der Stadt

Katrin Rech hat beides kunstvoll unter einem Dach vereint

Der Charme des alten Hauses über der Kirche 1 ist beim Betreten des Keramik-Ateliers bereits unglaublich präsent. Alte Fachwerkbalken, auf denen die von Katrin Rech angefertigten Unikate ihren Platz gefunden haben, gepaart mit Dielenfußboden und einer in einem Sessel zufrieden schlummernden Katze, in einer Ecke hat die Töpferin ihren Arbeitsplatz eingerichtet. Wer den Blick schweifen lässt, erkennt, dass im Außenbereich Gartenkeramik für bunte Farbtupfer sorgt. Vögel nutzen getöpferte Futterstellen. Ein wettergeschützter und liebevoll dekorierter Außenbereich ermöglicht das Kochen im Freien, die St.-Nicolai-Kirchtürme und das Rathausdach bieten eine außergewöhnliche Kulisse. In früheren Zeiten war es üblich, dass Handwerker wie Schuster, Tischler, Schlosser mit ihren Familien in den oberen Stockwerken gewohnt haben und im Erdgeschoss die Werkstatt untergebracht war. „Für meine Arbeit ist das hier wunderbar geeignet“, erzählt Katrin Rech, die mit 17 Jahren eine Ausbildung zur Töpferin begonnen hat. Nach erfolgreicher Abschlussprüfung arbeitete die heute 45-Jährige einige Jahre in einem Künstlerdorf in Frankreich. Vor 19 Jahren hat sie begonnen, in Alfeld zu töpfern. Die Standorte wechselten. 2007 kaufte Katrin Rech das Haus über der Kirche und richtete es zum Wohnen und Arbeiten ein, das Keramik-Atelier bekam eine feste Bleibe.  

Faszinierende Handwerkskunst und künstlerische Freiheit auch bei den Öffnungszeiten

Mit ihrer Töpferkunst knüpft sie an die Tradition aus dem Duinger Pottland an, behält sich aber viel künstlerische Freiheit vor. „Ich fertige zwar auch Auftragsarbeiten an, aber mein Schwerpunkt liegt auf eigenen Entwürfen“, erzählt sie. Der aufmerksame Betrachter entdeckt beispielsweise kleine Eierbecher, die extra für Zwerghuhneier gefertigt wurden. Türkisfarbene Keramik erinnert an Meer und Strand, eine Teekanne mit passenden Tassen sorgt besonders in der Adventszeit für heimelige Atmosphäre, Gartenkeramik setzt in jedem Garten Akzente. An den Markttagen Mittwoch und Samstag ist die Töpferei von 10 bis 13 Uhr geöffnet. „Sonst gilt: Wenn auf ist, ist auf, wenn zu ist, ist zu“, lacht Katrin Rech. „Ich wollte mir mit meiner Selbstständigkeit Freiheiten erhalten und habe es nicht bereut, diesen Schritt getan zu haben.“

Auch Malkunst zu bewundern

An den Wänden des Keramik-Ateliers gibt Katrin Rech malenden Kunstschaffenden eine Ausstellungsfläche. So sind Werke von Gudrun Hohmann und Peer Cabon zu sehen. Lust auf Kunst? Dann einfach mal schauen, begeistern lassen und Schönes für zu Hause oder zum Verschenken mitnehmen. (sr)

Keramik Atelier – Katrin Rech
Über der Kirche 1, 31061 Alfeld
Tel.: (0 51 81) 80 75 46

Anka Pape freut sich über die positive Resonanz, die sie mit ihrem Laden auf Zeit erfährt. Foto: Susanne Röthig   

Pop-up-Store – eine Erfolgsgeschichte? Teil I

Pop-up-Stores sind kurzfristige, provisorische Einzelhandelsgeschäft, die vorübergehend in leerstehenden Geschäftsräumen betrieben werden. 

Für Florales schlägt Anka Papes Herz schon seit vielen Jahren. In ihrem Heimatdorf Lütgenholzen begrüßt sie bereits seit fünf Jahren ihre Kundschaft, um Interessierten individuelle Floristik nahezubringen. Sie ist Ansprechpartnerin, wenn es um Hochzeiten, Taufen, Konfirmationen, Jubiläen, Firmenevents, Innenraumgestaltung usw. geht. Workshops ergänzen das Angebot. Auch das Aufarbeiten alter Möbel und die Arbeit mit Kreidefarben können TeilnehmerInnen bei ihr lernen. Den landwirtschaftlichen Betrieb haben Anka Pape und ihr Ehemann zwar aufgegeben, aber ihre Räume bieten viel Platz für Kreativität.

„Seit dem Sommer habe ich überlegt, ob sich mein Sortiment auch für ein Ladengeschäft in Alfeld eignet“, erzählt sie. „Leerstände gibt es ja genug“, dachte sich die 51-Jährige und ging voller Elan ans Werk. „Ein Pop-up-Store schien mir genau das Richtige zum Ausprobieren, aber die Suche erwies sich als schwierig. Erst der fünfte Vermieter, den ich gefragt habe, stimmte dem Konzept zu und so konnte ich am 1. Oktober eröffnen“, erzählt sie. „Vermieter wollten teilweise von der Miethöhe nicht abweichen und/oder hatten auch kein Interesse an einer kurzfristigen Lösung“, so ihre Erfahrungen. 

Zwei Monate sind nun vergangen. 

SIEBEN: Welches Fazit ziehen Sie? 

Anka Pape: Ich möchte die Zeit hier nicht missen, das war ein voller Erfolg. Nun bietet sich die Herbst- und Weihnachtszeit für mein Angebot natürlich besonders an. Der Zuspruch war sicher auch wegen der optimalen Lage zum Seminarparkplatz und zum Marktplatz so gut. Viele bleiben zumindest stehen und schauen, was es hier Neues gibt. 

Wie geht es weiter?

A. P.: Am 31. Dezember ist definitiv hier Schluss. Aber ich bin ja dann wieder in Lütgenholzen zu erreichen. Ich könnte mir aber vorstellen, zu einem späteren Zeitpunkt an anderer Stelle wieder einen Pop-up-Store zu eröffnen. Vielleicht mit mehreren zusammen, sodass man sich ein größeres Geschäft teilen kann. Ich wünsche mir, dass mehr Vermieter dieser Möglichkeit positiver gegenüberstehen. Wenn das Miteinander dann nicht passt, ist der Zeitrahmen nur kurz. Und wenn das Geschäft richtig gut läuft, ist ja auch eine Verlängerung des Mietvertrages möglich. Leerstände können somit für Vermieter überbrückt werden und Mieter müssen keine Angst vor langer Bindung haben.  (sr)

Anka Pape 
Florales – Blumen & Objekte
bis 31.12.2021
Über der Kirche 3, 31061 Alfeld
Tel.: 0160 6 35 83 68

Öffnungszeiten:
Mi.: 9:00 bis 13:00 Uhr
Fr.: 9:00 bis 13:00 Uhr und 15:00 bis 18:00 Uhr
Sa.: 9:00 bis 13:00 Uhr 

Anke Sowada und Helma Weigelt stellen ihre Werke und die weiterer KünstlerInnen in der Galerie Kurzweil aus. Foto: Susanne Röthig

Pop-up-Store – eine Erfolgsgeschichte? Teil II 

Pop-up-Laden wird zur Institution – Kunst und Handwerk in der Vorweihnachtszeit

Was kann Neues entstehen in sich verändernden Innenstädten?

In Alfeld ist die Galerie Kurzweil in der Seminarstraße 2 ein gelungenes Beispiel für neues Leben in der Stadt. Schon vor einigen Jahren haben sich die Hausbesitzer und die beiden Künstlerinnen Anke Sowada und Helma Weigelt zusammengetan. Zunächst als Pop-up-Laden gedacht und nur provisorisch eingerichtet, ist die Atelierausstellung im ehemals leerstehenden Ladengeschäft inzwischen eine Bereicherung für die Alfelder Innenstadt. 

Das sorgfältig gestaltete Schaufenster lässt erahnen, was sich in der kleinen Galerie für Kunsthandwerk entdecken lässt. Immer am ersten Samstag im Monat oder zu besonderen Events ist geöffnet.

Handgefertigte Unikate von 20 Gestaltern zu entdecken

Und es gibt inzwischen jedes Jahr eine Weihnachtsausstellung. Auch 2021 haben die beiden Künstlerinnen handgefertigte Unikate von etwa 20 Gestaltern zusammengetragen. Die meisten großen Kunsthandwerkermärkte müssen in diesem Jahr coronabedingt wieder ausfallen und das Internet bietet keine wirkliche Alternative für besondere Einzelstücke. Holz, Schmuck, Seife, Bilder, Textildesign, Keramik, Schönes aus Papier, Karten und Kalender, Kulinarisches… alle kleinen und großen Kostbarkeiten in der Produzentengalerie sind von Hand gefertigt, hochwertig und besonders auf Nachhaltigkeit bedacht. 

In der Vorweihnachtszeit von mittwochs bis samstags geöffnet

Bis zum 23. Dezember ist jeweils mittwochs bis freitags von 10-18 Uhr und samstags von 10-13 Uhr durchgehend geöffnet. Außerdem noch einmal Samstag, 8. Januar und Samstag, 15. Januar von 10 bis 13 Uhr. Die Besucher werden gebeten, die aktuellen Coronaregeln zu beachten. (red)

Näheres unter www.galeriekurzweil.de. 
Anke Sowada und Helma Weigelt
Galerie Kurzweil
Seminarstraße 2, 31061 Alfeld

Fotos: Galerie Kurzweil, Susanne Röthig

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