Ein Fazit und ein großes Dankeschön an alle Einsatzkräfte
Sirenen, gesperrte Straßen, sorgenvolle Blicke auf steigende Pegel, ständige Einsätze der Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren und weiterer Helfer, vollgelaufene Keller: Viele hatten sich das Weihnachtsfest 2023 sicher anders vorgestellt. Letztendlich ist die Leinestadt relativ glimpflich davongekommen.
Die SIEBEN:regional hat mit Alfelds Erstem Stadtrat Mario Stellmacher, Alfelds Stadtbrandmeister Patrick Gensicke, Föhrstes Ortsbürgermeister Dr. Thomas Stadler und Jorg Hammerlik, Anwohner Antonianger und ehemaliger Tiefbauamtsleiter der Stadt Alfeld, gesprochen, um ein Fazit zu ziehen und zu erfahren, wie der Hochwasserschutz zukünftig aussehen könnte.
Einsatz und die Organisation bewerteten alle äußerst positiv: Die Abläufe waren gut koordiniert, und Lob gab es für die große Hilfsbereitschaft. Nicht betroffene Anwohner unterstützten tatkräftig ihre Nachbarn an Leine, Glene, Wispe und Warne. Dr. Thomas Stadler betonte, dass dies eine positive Wirkung auf die Dorfgemeinschaft hatte. Die mobilen Deichanlagen im Antonianger-Bereich und die Maßnahmen an der Holzer Straße sorgten dafür, dass die Anwohner ruhiger schlafen konnten. Ein herzliches Dankeschön gilt vor allem den Einsatzkräften der Freiwilligen Feuerwehren und allen, die während des Weihnachtsfestes rund um die Uhr Sandsäcke gefüllt, verbaut und Keller geleert haben.
„Die Feuerwehren sind richtig gut aufgestellt und haben einen tollen Job gemacht“, sagt Mario Stellmacher anerkennend. Er selbst habe sich ein Bild davon machen können, wie gut die Organisation der Abläufe war und die Zusammenarbeit mit dem THW, dem Baugeschäft Bartels, der Firma Otto Ulrich, Landwirten, den Inhabern des Brucks-Geländes und vielen weiteren, die Raum, Personal und Geräte zur Verfügung gestellt haben, gewesen ist. „Die Motivation war bei allen FFW sehr hoch. Zusätzlich gab es noch Hilfe aus Sibbesse und Delligsen“, erklärte Patrick Gensicke.
Wie ist der Ist-Zustand im Bereich Hochwasserschutz?
„Dank Jorg Hammerlik haben wir mehr als 20 Regenwasserrückhaltebecken in Alfeld und den Ortsteilen. Bereits Anfang der 1990er Jahre hat er darauf hingewiesen, wie wichtig der Hochwasserschutz ist. Wenn er sich nicht so dafür eingesetzt hätte, würden wir heute nicht so gut aufgestellt sein. Außerdem haben wir aus 2017 gelernt. Eine Konsequenz war die Beschaffung mobiler Deiche“, so Mario Stellmacher. „Auch die Arbeiten an der Warne waren erfolgreich“, bestätigt Jorg Hammerlik. Die Stadt habe gemeinsam mit dem Leineverband Buschwerk und Bäume entfernt und weitere bauliche Veränderungen am Warnelauf vorgenommen, um einen besseren Ablauf des Wassers zu ermöglichen.
„Wir waren immer vor der Lage und hatten Zeit, auf die Veränderungen zu reagieren“, sagt Patrick Gensicke. Als gut stufte Dr. Thomas Stadler die Zusammenarbeit aller betroffenen Stellen ein. Lediglich einen etwas besseren Informationsfluss und entsprechende Notrufnummern seitens des Niedersächsischen Landesamts für Wasserwirtschaft, Natur- und Küstenschutz (NLWKN) hätte er sich gewünscht.
Was sollte in der Zukunft passieren?
Hochwasser, Dürren, Sturm: Die Extremwetterlagen werden uns laut Experten in schnellerer Abfolge und in stärkerer Ausprägung beschäftigen. Daher werden wir als Bevölkerung lernen müssen, damit umzugehen. „In Planung sind vergrößerte Rückhaltemöglichkeiten. Die Genehmigungsverfahren müssen in diesen Bereichen schneller werden“, wünscht sich Mario Stellmacher. Naturschutz und Hochwasserschutz müssen unter einen Hut gebracht werden, das brauche oft viel Zeit. Auf mehr passiven Hochwasserschutz setzt Dr. Thomas Stadler. So sollten Anlieger gefährdeter Bereich ihre Gebäude gegen Wasser von außen mit temporären Sicherungsmaßnahmen schützen. Der Strom sollte im Hochwasserfall in den betroffenen Gebäudeteilen abschaltbar, Stromkästen und Heizungsanlagen hochwassersicher verbaut sein. Pumpen sollte jeder selbst vorhalten, auch um steigendes Grundwasser zu beseitigen. „Strauchschnitt, Spielgeräte und Unrat in der Nähe von Bächen und sensiblen Bereichen dürfen dort nicht gelagert werden, um ein Wegschwimmen zu verhindern. Gräben und Durchläufe müssen freigehalten werden“, so Patrick Gensicke. „Jede Kleinigkeit kann helfen“, sagt Jorg Hammerlik. So sollten alle Hauseigentümer prüfen, ob nicht Flächen entsiegelt werden können oder eventuell auch Wasser auf dem Grundstück gespeichert bzw. versickern könne. Außerdem seien die Wasserläufe Anschauungsunterricht gewesen, um sich noch besser auf zukünftige Ereignisse einzustellen.
Feuerwehren aktiv oder als Fördermitglied unterstützen
Bergen, löschen, retten, schützen: Die Feuerwehren hatten im Bereich Alfeld in den letzten Wochen viele Einsätze. Unfälle, Brände und das Hochwasser forderten die Einsatzkräfte. Zahlreiche Menschen haben an den Weihnachtstagen angefragt, ob sie helfen können. „Über die Angebote haben wir uns gefreut, aber da die Sandsäcke zum großen Teil automatisch abgefüllt werden, müssten Freiwillige erst eingearbeitet werden und so wäre der Arbeitsablauf nicht geplant weitergelaufen. Unsere Einsatzkräfte sind geschult, mit Schutzkleidung ausgestattet und kennen sich mit Maschinen sowie Fahrzeugen aus“, erläutert Patrick Gensicke. Da Szenarien wie Hochwasser, Vegetationsbrände aufgrund von Dürre und umgestürzte Bäume infolge von Stürmen zukünftig eventuell öfter eintreten, freuen sich die Feuerwehren über jeden und jede, der oder die sich in den Dienst der Allgemeinheit stellt. Einfach mal bei der Ortsfeuerwehr nachfragen. Sollte ein aktiver Dienst nicht infrage kommen, unterstützt eine Fördermitgliedschaft unter anderem die Kinder- und Jugendarbeit in den Feuerwehren und kommt somit wieder allen zugute. Und wie es um den Zusammenhalt und die Gemeinschaft in den Feuerwehren bestellt ist, vermittelt der zwar etwas scherzhaft gemeinte Ausspruch, der aber durchaus den Kern trifft, von Patrick Gensicke: „Das Weihnachtsfest sollte man ja mit seinen Liebsten verbringen. Das haben wir 2023 getan.“ (sr)