Was normal ist, ist relativ – psychiatrische Erkrankungen in der Gesellschaft

05.04.2022, (red/ne)

Es kann jeden treffen: Ob Depression, Angststörungen, Zwangs- und Suchterkrankungen – in Deutschland leiden ca. 18 Millionen Menschen an einer psychischen Erkrankung. Doch auch wenn man heutzutage meint, dass gesellschaftliche Bild hätte sich trotz vermehrter Aufklärung gewandelt und die Erkrankungen werden in der Gesellschaft akzeptiert, so ist die Realität meist eine andere.

Das Betroffene und Angehörige meist stigmatisiert werden, erleben die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Fachpflegeeinrichtung für psychiatrische und neurologische Erkrankungen der Dr. med. Anne M. Wilkening GmbH in der Gudewillstraße 20 in Alfeld fast täglich. Viele der Bewohner:innen fallen oft durch ihr Äußeres oder ihr Verhalten durchs Raster und fordern das Verständnis vieler ihrer „normalen“ Mitmenschen heraus. Beispielsweise durch Schnorren in der Alfelder Fußgängerzone, lautstarkes wirres Gerede oder durch kunterbunte, nicht zusammenpassende oder verwahrloste Kleidung. 

Sie werden meist in eine Schublade gesteckt, abfällig über sie gesprochen, zurückgewiesen, ausgegrenzt und erleben zu oft falsch verstandenes Mitleid.

Was viele Außenstehende allerdings nicht wissen: Viele der Bewohner:innen haben schreckliche Schicksale erfahren, sind traumatisiert, sozial isoliert und deren Biografien weisen unterschiedliche Brüche auf. Die meisten haben Langzeit-Psychiatrie-Erfahrungen hinter sich und haben für sich spezielle Strategien entwickelt, um trotz ihrer Erkrankung gut durchs Leben zu kommen – vieles, was für uns „normale“ Menschen unvorstellbar ist. 

Und hier setzt das Team des Fachpflegeheimes Alfeld an. Das Konzept der offenen Einrichtung beinhaltet die Teilhabe am sozialen Leben. Daher auch der zentrale Standort. „Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen gehören zur Gemeinschaft und wir sehen es als unsere Aufgabe, dies auch in der Gesellschaft, vor allem in der Alfelder Gemeinde zu kommunizieren und aufzuklären. Auch wenn viele der Bewohner:innen unter gesetzlicher Betreuung stehen, so haben diese doch die gleichen Bürgerrechte wie wir auch.“ erzählt Heimleiterin Laura Jarosch.

„Bei uns werden keine Schuldfragen gestellt, sondern jede und jeder dort abgeholt, wo er oder sie ist.“ erklärt die Pflegedienstleiterin Susanne Engelmann-Strzolka. Die Hauptaufgabe besteht darin, den Bewohner:innen wieder eine Alltagsstruktur zu geben, die die meisten aufgrund ihrer Erkrankungen verloren haben. Alltägliche Dinge, wie pünktlich aufzustehen, sich zu pflegen und zu essen, ist für viele schon eine große Herausforderung. Die vorhandenen Fähigkeiten und Ressourcen des täglichen Lebens werden vom Team individuell durch stetige Motivation, Anleitung und Kontrolle trainiert und je nach Bedarf ganz oder teilweise übernommen. Unter Beachtung der Selbstbestimmung der Bewohner:innen werden, z.B. durch Fallbesprechungen, im multiprofessionellen Team Strukturen erarbeitet und gemeinsam umgesetzt. 

„Das Leben zeigt sich bei uns in aller Vielfalt. Für Mitarbeiter erweitert sich der Horizont um unerwartete Erfahrungen. Routinen werden oft spontan unterbrochen. Wir bieten pflegefachlich ein interessantes und anspruchsvolles Umfeld, dass komplexe grund- und behandlungspflegerische Tätigkeiten umfasst, ohne „am Fließband“ waschen zu müssen. Wer Offenheit, Authentizität und Individualität zu schätzen weiß, wird den Arbeitsalltag bei uns als Bereicherung empfinden und kann sich sicher sein, dass wir den Mitarbeitenden mit derselben Offenheit und Akzeptanz begegnen. Wer den Mainstream sucht, sucht bei uns vergeblich!“ erläutert Heimleiterin Laura Jarosch.

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