Alfeld, 23.12.2020. Es gibt keine Möglichkeit, in einem Jahresrückblick oder einem Weihnachtsgrußwort das Thema Corona nicht zu erwähnen. Diese Krankheit ist – neben dem Klimawandel – DIE unmittelbare Herausforderung unserer Zeit. Im Gegensatz zu vielen anderen globalen Problemen kann jede und jeder – bei beiden Themen – viel dafür tun, jeden Tag Teil der Lösung dieses Problems zu sein.
Das ist sicher nicht immer einfach und stellt uns alle vor individuelle Schwierigkeiten – und manchmal schwer zu lösende Situationen. Ich glaube aber fest daran, dass uns das gemeinsam gelingen wird. Wichtig ist dabei aber auch, zu beachten, dass dies keine nationalen Themen sind, sondern global gelöst werden müssen. Hier ist es die Verpflichtung der reichen Länder, den Menschen in den ärmeren Ländern solidarisch zur Seite zu stehen.
Zur Seite stehen müssen wir aber auch in Deutschland allen, die durch Covid 19 besonderen Belastungen ausgesetzt sind: sowohl wirtschaftlich als auch sozial.
Wirtschaftlich tun wir dies unter anderem durch unser aller Steueraufkommen. Vor Ort können wir helfen, indem wir lokal einkaufen und damit den stationären Einzelhandel unterstützen. Nutzen Sie bitte zugleich die Speisenangebote der heimischen Gastronomie und sorgen Sie somit für deren Erhalt. Wirtschaftlich hilft Ihre regionale Orientierung im Bezug auf den Konsum unserer Region am meisten.
Sozial können wir durch an die Situation angepasstes Verhalten am meisten bewirken. Wir müssen unnötige Kontakte vermeiden und uns somit möglichst gesund erhalten. Dennoch können wir uns umeinander kümmern, uns gegenseitig anrufen, der Nachbarin und dem Nachbarn Hilfe anbieten, etc.
Niemals war dies leichter, als in Zeiten der digitalen Kommunikation. Dies kann ein Mittel sein, der Vereinsamung vorzubeugen. Bleiben Sie mit ihren Lieben in Kontakt, rufen Sie doch einfach einmal wieder einen Menschen an, von dem Sie schon lange nichts mehr gehört haben: es muss gelingen, zwar physisch getrennt zu sein – und trotzdem näher zusammenzurücken.
Die Herausforderungen des Umganges mit den Verordnungen haben uns als Stadtverwaltung – genauso wie alle anderen Firmen und Betriebe – viele Stunden gekostet. Sie alle werden das kennen: viele Prozesse und Vorgänge mussten und müssen neu gedacht werden. Abläufe verändern sich, der Alltag verändert sich. Manches hat sich dadurch erheblich verlangsam oder verzögert, manches ist vollkommen neu und einige der neuen Verfahrens- und Verhaltensweisenweisen erweisen sich als durchaus praktikabel und werden auch über die Corona-Zeit hinaus sicherlich Bestand haben.
Auch unter den gerade beschriebenen Bedingungen konnten wir seitens Politik und Verwaltung vieles von dem umsetzen, was wir uns für das Jahr 2020 vorgenommen haben. An dieser Stelle bedanke ich mich bei unseren gewerblichen Partnern – gerade auch im heimischen Handwerk – dafür, das so vieles so reibungslos geklappt hat.
So konnten wir viele wichtige Schritte in Richtung Erneuerung und Verbesserung der Infrastruktur auf den Weg bringen. Mit einer Million Euro konnte die Sanierung der Dohnser Schule vorangebracht werden. Das Richtfest des Feuerwehr- und Dorfgemeinschaftshauses in Limmer konnte gefeiert und – mit einer erfrischenden und engagierten Bürgerbeteiligung – in Eimsen die neue Dorfmitte geplant werden. Dort schreitet der Bau des neuen Spielplatzes voran, hier ist die enorme Spendenbereitschaft der Bevölkerung hervorzuheben, über 20.000 Euro kamen hier zusammen. Die Situation des Spielplatzes in Langenholzen war mit vielen kontroversen Diskussionen verbunden, ich hoffe sehr, dass wir mit dem neuen geplanten Standort eine für alle zufriedenstellende Lösung gefunden haben.
Die Baugenehmigung für die neue Kindertagesstätte in Hörsum wird noch in diesem Dezember erteilt werden. Die umfangreichen Baumaßnahmen am Warnedurchlass Holzer Straße sind soweit fertiggestellt, das die Straße im Dezember wieder eröffnet werden konnte.
Zugleich haben wir die weiteren Verfahrensschritte des neuen Baugebietes Königsruh einleiten können. Eine Baumaßnahme die von vielen unbemerkt geblieben ist – deren Einrichtungen wir aber alle täglich nutzen – ist die umfassende Sanierung der Kläranlage in Wettensen. Der dritte Bauabschnitt des Neubaus wird 2021 abgeschlossen werden. Für den Sportbereich war sicherlich die Nachricht über den Programmaufnahmebescheid für den neuen Kunststoffrasenplatz in den Sportanlagen über 1,2 Mio. € eine wichtige Nachricht.
Mit dem Gewinn des Förderpreises “Biologische Vielfalt“ haben wir als eine von zehn Gemeinden in Niedersachsen den Zuschlag erhalten und konnten bereits diverse Maßnahmen zur Erhaltung der Artenvielfalt in der Stadt und den Ortsteilen beginnen.
Nicht zufriedenstellen konnte uns alle im abgelaufenen Jahr die ungeklärten Fragestellungen rund um die SEVESO III Richtlinie. Hier steht z. Zt. im Bezug auf das Kaiserhof-Projekt aufgrund eines Widerspruches der Firma SAPPI gegen die von meiner Verwaltung erteilte Baugenehmigung eine gerichtliche Klärung beim Oberverwaltungsgericht in Lüneburg an. Diese ist sehr wichtig für die wirtschaftliche Entwicklung Alfelds, da mehrere große innerstädtische Infrastrukturprojekte aufgrund der ungeklärten Fragen auf Eis liegen. Ich hoffe sehr, dass der Investor an dieser Stelle weiterarbeiten kann und das Areal – wie in den vergangenen 50 Jahren – weiterhin als Standort für den stationären Einzelhandel genutzt werden kann.
In Godenau hat sich im ablaufenden Jahr eine Bürgerinitiative gegründet, die sich für eine umfassende Sanierung des ehemaligen Desdemona-Geländes ausspricht. Die Eigentümer planen hingegen, das Gelände als Bauschuttdeponie zu nutzen. Verfahrensträger in diesem Verfahren ist der Landkreis Hildesheim, wir hoffen auf eine Entscheidung im Sinne der Bürgerinnen und Bürger.
Im Verlauf des Jahres leerten sich der städtische Veranstaltungskalender mehr und mehr. Ich habe einen Riesenrespekt davor, wie kreativ viele Vereine mit den sich – auch wechselnden – Bedingungen umgegangen sind und sich nach wie vor bemühen, ihren jeweiligen Vereinsbetrieb aufrecht zu erhalten. Zugleich zog es unwahrscheinlich viele Menschen hinaus in die Natur: Fahrradfahren und Wandern, Spaziergehen und Joggen – gefühlt war an manchen Tagen die gesamte Region auf den Beinen. Hier hat sich sicherlich vielen erschlossen, wie sinnvoll die Inititative des Regionsvereins Leinebergland e.V. ist, die gesamte Region fit zu machen für die Zertifizierung „Wanderbares Deutschland“. Die notwendigen Mittel in Höhe von 1.000.000 Euro – zum überwiegenden Teil aus Fördertöpfen – sind bestätigt und können im kommenden Jahr eingesetzt werden. In diesem Bereich haben Kommunen und viele Ehrenamtliche schon sehr viel geleistet. Danke an die Geschäftsstelle des Regionsvereins, die dieses touristische Projekt so wunderbar begleitet und umsetzt.
Der schöne Sommer hat uns allen dann auch ermöglicht, in den gastronomischen Betrieben in der Innenstadt, auf den Ortsteilen und im Biergarten in den Leinewiesen draußen zu sitzen und mit Freunden Zeit zu verbringen. In diesen Momenten waren die misslichen Corona-Umstände – zumindest fast – vergessen. Besonders bemerkenswert war für mich die Initiative des Alt-Alfeld-Wirtes Frank-Stefan Krentz, der mit seinem Team ein mehrwöchiges Kulturprogramm im Rahmen seines „Alfelder Sommers“ im Herzen der Stadt auf die Beine gestellt hat. Auch unter den erschwerten Bedingungen wollten die Aktiven nicht auf Kultur verzichten und haben damit vielen Kulturinteressierten – und sicher auch den auftretenden Bands – eine Riesenfreude gemacht. Herzlichen Dank dafür.
Wie in jedem Jahr bedanke ich mich auch bei den vielen ehrenamtlich Engagierten und den Hauptamtlichen im Gesundheitsbereich, der Feuerwehren und anderen helfenden Organisationen. Diese Menschen verdienen unseren Respekt – an jedem Tag im Jahr. In der Zeit rund um Weihnachten sollten wir besonders dankbar sein, das Verständnis, Hilfsbereitschaft und Solidarität nach wie vor die Grundpfeiler unserer Gesellschaft sind.
Ich bedanke mich bei allen, die helfen, damit wir gemeinsam auch durch diese schwierigen Zeiten gehen können. Gerade im pflegenden und im Gesundheitsbereich gehen die dort Beschäftigten Tag für Tag häufig über die Grenzen des Leistbaren und Möglichen hinaus. Den größten Respekt können wir ihnen dadurch zollen, dass sich ihre Arbeitsbedingungen und auch ihre Bezahlung in den nächsten Jahren signifikant verbessert.
Ich danke allen, die sich auch im vergangenen Jahr mit Menschlichkeit und Anstand in den Dienst der Allgemeinheit gestellt haben aus ganzem Herzen. Weil es Sie gibt, blicke ich positiv gestimmt auf das Jahr 2021. Uns allen wünsche ich – verbunden mit Gottes Segen – friedliche Feiertage und einen guten Jahreswechsel.
Bernd Beushausen
Bürgermeister