Fasten kann ein Frühjahrsputz für den Körper sein und neue Kräfte freisetzen
Wer den 1. Januar für gute Vorsätze hat verstreichen lassen, bekommt am 22. Februar eine neue Gelegenheit: Die Fastenzeit beginnt. Für viele ein Datum wie jedes andere, für andere der Beginn, sich in Verzicht zu üben. Ob aus religiösen, medizinischen Gründen, zur Gewichtsreduzierung oder einfach nur, um Willensstärke zu zeigen kann Mann oder Frau fasten. Entweder mit Verzicht auf Nahrungsmittel oder einfach auf Genussmittel wie Fleisch, Alkohol oder Süßes: Die Möglichkeiten sind vielfältig.
„Christlich hat das Fasten ja eine große Tradition. Christen erinnern sich von alters her in den Wochen zwischen Aschermittwoch bis Karsamstag, in der Passionszeit, an das Leiden und Sterben Jesu und bereiten sich auf Ostern vor“, so Superintendentin Katharina Henking auf Nachfrage der SIEBEN:. „Früher gab es in dieser geprägten Fastenzeit genaue Vorschriften im Blick auf Speisen, Tanz und Feiern. Mit der Reformation wurden diese Regeln als Selbstzweck und Mittel zum Heil grundsätzlich in Frage gestellt. Luther lehnte die Vorstellung ab, dass Verzicht und Askese als gute Werke vor der Hölle bewahren könnten. Er spricht vom Fasten als „feine äußerliche Pflicht“, aber eben nicht als ein Weg zum Heil.
Für mich persönlich ist eine Zeit des Verzichts eine Chance, eingefleischte Muster zu brechen – und damit ein Ausdruck meiner Freiheit. Probehalber etwas anders zu machen, auch wenn es mir schwerfällt – ist für mich eine spannende Erfahrung und kann neue Kräfte freisetzen. Damit ist der Begriff des Fastens für mich weiter gefasst als der Verzicht auf Fleisch, Wein oder Süßes. Deshalb ist mir die Aktion „Sieben Wochen ohne“ – eine Fastenaktion der evangelischen Kirche – wichtig.
In diesem Jahr steht sie unter dem Motto: „Leuchten! Sieben Wochen ohne Verzagtheit“. Angesichts der vielen Krisen und Schatten, die uns zu schaffen machen, gar nicht so einfach: das Leuchten.
Die Fastenzeit ist kein Verzicht um des Verzichts willen. Sie kann mich zu neuen Erfahrungen führen. Ich bin gespannt: Welche Quellen, welche Begegnungen geben mir Zuversicht? Kann ich selbst Zuversicht ausstrahlen? Welche Menschen, welche Worte, welche Musik, welche Orte lassen mich die Schönheit dieser Welt neu entdecken? Ich bin gespannt“, sagt Katharina Henking.
Unter Heilfasten wird ein Fasten verstanden, das zu mehr Wohlbefinden und verbesserter Gesundheit führen soll. Das gemäßigte Dinkelfasten nach Hildegard von Bingen empfiehlt die Heilpraktikerin Margret Stübner. „Das entlastet den Körper von Schlacken, Gewicht und durch den hohen Vitamin-B-Gehalt im Dinkel auch die Seele“, so die Alfelderin. Dinkel in verschiedenen Formen über den Tag verteilt, beispielsweise mit Apfel und Joghurt ergänzt und im Zusammenspiel mit Bewegung, Ruhe und Entspannung soll zu einem erfolgreichen Fasten beitragen.
Eine weitere Möglichkeit ist das Basenfasten. Idealerweise soll die Ernährung zum größeren Teil aus basenbildenden Nahrungsmitteln (dazu gehören beispielsweise viele Obst- und Gemüsearten, Champignons, Austernpilze, Pfifferlinge, Sprossen, Mandeln, Kräutertees) und zum geringeren Teil aus säurebildenden Lebensmitteln bestehen. Bei den säurebildenden Lebensmitteln unterscheidet man zwischen guten (z. B. Getreideprodukte aus Dinkel, Vollkornreis, Hülsenfrüchte, Sonnenblumenkerne) und schlechten Säurebildnern (z. B. Milchprodukte, Kaffee, schwarzer Tee, kohlensäurehaltige Getränke, Wurstwaren, Cornflakes, Zucker). „Fühlen Sie sich häufig schlapp, müde, antriebslos, leiden Sie unter Allergien, Verdauungsbeschwerden, Kopfschmerzen, Gelenkbeschwerden, kann Ihnen das Basenfasten guttun und das Wohlbefinden ohne Medikamente deutlich steigern“, so Astrid Günther. „Blutzuckerwerte können sich normalisieren, Cholesterinwerte und Blutdruck positiv beeinflusst werden und ganz nebenbei wird das Gewicht reduziert. Die Heilpraktikerin bietet in ihrer Praxis in Westfeld Kurse unter anderem zum Thema Basenfasten an.
Welcher Fastentyp Sie auch sind und für welche Methode Sie sich entscheiden: Wer durchhält wird belohnt. Das gesteckte Ziel geschafft zu haben, eine bessere Gesundheit ohne Medikamente gewonnen zu haben, mit ein paar Kilogramm weniger Gewicht in den Frühling zu starten oder einfach die Freude, den Ostersonntag mit eiskalter Cola, Aperol und Schokoladenostereiern zu genießen, kann durchaus Glücksgefühle freisetzen. (red)