© Susanne Röthig, alt-alfeld.de

Was war, was ist, was wird vielleicht sein?

05.10.2021 (red/ne)

In einer Serie stellt Ihnen die SIEBEN: REGIONAL seit Oktober 2020 Alfelds Innenstadtstraßen vor. Wir danken Matthias Quintel und Thorsten Schütz, dass sie uns ihre Fotoschätze der Seite alt-alfeld zur Verfügung stellen und den Stadtführern des Vereins für Heimatkunde für Hinweise auf Besonderheiten, die einige Gebäude zu bieten haben. Nach einem Jahr ist es Zeit für ein kleines Fazit. In der November-Ausgabe geht es dann weiter mit Folge 10 der Serie, die sich dem Areal rund um die Burgfreiheit widmet.

Von shared Spaces, augmented Reality, Pop up-Stores, renovierten Gebäuden und alten Entsorgungsproblemen

Zuerst einmal: Es hat sich was getan beziehungsweise es tut sich was. Am Anfang der Fußgängerzone vom Bahnhof kommend hat sich optisch einiges verbessert. Das Sanitätshaus Brandes & Diesing ist in das von Lars Rogge chic sanierte Objekt eingezogen. Moderne Wohnungen sind hier ebenfalls entstanden. Ein paar Meter weiter wird ebenfalls die Fassade renoviert. Auch das vorher leerstehende Objekt der ehemaligen Bäckerei Thiesemann verändert sein Gesicht. Der Regionsverein wird hier einziehen und an der Paulistraße ist die geschlossene Häuserfront durch eine Freifläche aufgelockert. Unter der Kirche sind ebenfalls Umbaumaßnahmen zu beobachten. Das gibt Hoffnung darauf, dass sich Alfeld dem Wandel stellt. 

Zukunftsräume sollen entstehen. Dafür gibt es sogar Geld vom Amt für regionale Landesentwicklung. Augmented Reality, also die erweiterte Realität, in der virtuelle Elemente das reale Leben ergänzen, könnte dabei eine Rolle spielen. Ob diese virtuellen Elemente allerdings auch ermöglichen, dass Müll und Unrat ausgeblendet werden und alles gepflegt aussieht, sei dahingestellt. Aber auch hier ist es natürlich einfach, stets an die Stadt zu appellieren, dass öfter gereinigt werden muss. Dieses wird übrigens seit einiger Zeit getan: Der Stadthausmeister leert auch am Wochenende die Abfallbehälter an den besonders stark frequentierten Stellen. 

Natur in der Stadt: Farne habe sich ihr eigenes Refugium gesucht und im Brunnenring auf der Perkstraße gefunden.
Leinstraße: Bautätigkeiten machen Hoffnung.

Fakt ist jedoch, dass irgendjemand den Müll auch hinterlässt. Mit Hausmüll überfüllte Abfalleimer, Flaschen, die eigentlich prima im Glascontainer entsorgt werden können, Hinterlassenschaften von Hunden, die von Menschen, die vielleicht kurz nicht akribisch auf den Boden geschaut haben,  manchmal meterweit verteilt werden, Zigarettenkippen, die sich in den Ritzen der Pflastersteine besonders wohl fühlen und mutwillig herausgerissene Pflanzen tragen halt nicht zum gepflegten Umfeld bei. 

Ähnlich verhält es sich mit der Verkehrsphilosophie der geteilten Räume, also der shared spaces. Eine gleichberechtigte Teilnahme aller Verkehrsteilnehmer und Verkehrsteilnehmerinnen erfordert gegenseitige Rücksichtnahme. Diese ist leider nicht immer der Fall. Ich sehe es so, dass es möglich sein muss, dass Fahrradfahrer und -fahrerinnen die Fußgängerzone zu jeder Zeit durchfahren sollten. Allerdings geht das nicht mit der normalen und schon gar nicht mit erhöhter Geschwindigkeit der E-Bikes. 

Während eines Wochenendaufenthalts in Schönebeck an der Elbe konnte ich einen sehr schön gestalteten Shared Space bewundern. Warme Farben, Bäume, Ruhebänke, kleine Fontänen, die für Frische sorgen. Hat mir gut gefallen. Meine Gastgeber teilten mir dann mit, dass die Fontänen bei warmen Temperaturen gern von Kindern genutzt werden. Hört sich gut an. Allerdings wenn die Eltern dann die Windeln ihres Nachwuchses überall verteilen, ist das nicht mehr schön. Auch mussten die Ruhebänke schon verändert werden, da Autofahrer die niedrigen Sitzmöbel übersehen haben und es zu Unfällen kam. Radfahrer sind deutlich schneller als Autos unterwegs. Mit der Rücksichtnahme ist das halt so eine Sache. Alfelds Shared Space auf der Holzer Straße ist seit Kurzem am Start. „Meines Wissens hat sich in der Zeit, seit die Einfahrt offiziell erlaubt ist, das Verkehrsaufkommen nicht wesentlich verändert“, erläutert Baudezernent Mario Stellmacher auf Nachfrage.

Ein Schild zeigt die Höchstgeschwindigkeit an: 10 Kilometer Höchstgeschwindigkeit pro Stunde gilt für alle Verkehrsteilnehmer. Ob sich diese Maßnahme positiv auswirkt, wird sich zeigen. Es ist ein Versuch und das ist gut so. Denn ein „Weiter so“ kann nicht die Lösung sein. Das neue Leitbild der Stadt Alfeld (Leine) wird, wenn sich viele daran beteiligen, unzählige Möglichkeiten bieten, die Innenstadt attraktiver zu gestalten. Dazu sind nicht nur Ideen gefragt, sondern auch Eigeninitiative und Kreativität der Anwohner und Geschäftsleute. Nicht alles was umgesetzt wird, wird vielleicht gleich perfekt sein oder stellt sich im Nachhinein als nicht praktikabel heraus. Aber ständig auf Bedenkenträger zu hören, wird unsere Stadt nicht verändern. Veränderungen brauchen Mut, auch den Mut, Fehler zu machen und diese zu korrigieren. 

Über der Kirche: Einst Buchhandlung, 
heute soll hier ein Pop up-Store entstehen.

Mut haben auch Betreiber und Betreiberinnen sogenannter Pop up-Stores. Um Ideen umzusetzen und auszuprobieren, um die Gunst der Stunde zu nutzen, braucht es diesen. Man darf gespannt sein, ob Kunden und Kundinnen diesen Mut honorieren. Im Weg steht den guten Ideen leider oftmals die ausufernde Bürokratie, die es nicht nur Geschäftsleuten sondern auch ehrenamtlich Tätigen schwer macht, einen Neustart zu wagen oder bestehende Institutionen in alle Richtungen rechtlich 100 Prozent abgesichert zu betreiben. Auch hier ist es von allen Seiten erforderlich, Lösungen zu suchen und diese auch zu finden. 

Warum und wo diese Bienen schon vor langer Zeit ihren Platz in der Stadt gefunden haben, erfahren Sie in der November-Ausgabe der SIEBEN:.

Gehen Sie, liebe Leserinnen und Leser, weiterhin mit offenen Augen, die auch mal nach oben oder ganz nach unten gerichtet sein dürfen, durch die Innenstadt und wenn Sie mehr wissen wollen: Stadtführung über das Bürgeramt Alfeld buchen oder auf www.alt-alfeld.de stöbern. 
(sr)

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