02.02.2022, (sr)
Freiwillige Helfer:innen arbeiten für den Naturschutz, den Tourismus und genießen die Bewegung an frischer Luft mit Gleichgesinnten
Der Ornithologische Verein zu Hildesheim (OVH) hat sich gemeinsam mit der Paul-Feindt-Stiftung den Schutz der heimischen Flora und Fauna zur Aufgabe gemacht. Schon seit Ende der 1980er Jahre engagieren sich Freunde und Vereinsmitglieder in Schutzgebieten der Stiftung rund um Alfeld. Schwerpunkte der Arbeitseinsätze der Regionalgruppe Alfeld, die von Bernd Galland geleitet wird, sind Reh-, Schneider- und Ortsberg bei Langenholzen. Seit Oktober treffen sich freiwillige Helfer fast jeden Sonnabend, um aktiven Naturschutz zu betreiben. Mitte Januar galt es, gemeinsam mit den Hottensteinern, den schmalen Trampelpfad des „Zick-Zack-Weges“, der durch einen naturnahen Eichen-Hainbuchenwald führt und ein Teilstück der vom Verein Region Leinebergland geplanten „Qualitätsregion Wanderbares Deutschland“ werden soll, wieder besser begehbar zu machen. Außerdem sollten im anschließenden „Heckenweg“ einige Bäume freigestellt werden, um den noch folgenden maschinellen Heckenschnitt zu vereinfachen. SIEBEN-Mitarbeiterin Susanne Röthig hat die Freiwilligen besucht.
Nachdem ich mein Auto, wie mir von Bernd Galland geraten, an der Straße Hohle Grund abgestellt hatte, wandere ich bei Außentemperaturen im niedrigen einstelligen Bereich etwa einen Kilometer den Rehberg hinauf. Unterwegs höre ich bereits die Kettensäge arbeiten und etwas später dann Geräusche von Hacken und Harken in steinigem Gelände. Oben angekommen erwartet mich bereits Margret Röker von den Hottensteinern, um mir die Abzweigung zu einem schmalen Pfad, genannt Zick-Zack-Weg, zu zeigen. Ich weiß schnell, warum er so heißt. Einige hundert Meter geht es nun bergab. Selbst im Januar ein Erlebnis. Sattgrünes Moos, knorrige Stämme, eine Aussichtsmöglichkeit, ein abgestorbener Baumstamm, der Spechten eine Nistmöglichkeit bietet, Urwaldatmosphäre: Dem aufmerksamen Beobachter wird schnell bewusst, um welch wunderbares Stück Natur es sich hier handelt. Nach etwa zwei Dritteln der Wegstrecke treffe ich auf Wilfried Röker, der gemeinsam mit einigen Helfern den mit Steinen durchsetzen Waldboden wieder ebnet, um den Weg gut begehbar zu erhalten.
„Durch die Hanglage rutschen Steine und Erde immer wieder nach“, erklärt er mir. „Insgesamt fünf Arbeitseinsätze haben wir Hottensteiner dafür eingeplant.“ Kalt wird ihnen dabei sicher nicht, stelle ich fest. Mit Hacken und Harken sind neben Wilfried Röker noch Karsten Stegemann, Jürgen Hillebrecht und Konrad Spichal fleißig am Arbeiten. Warum sie das machen, möchte ich von ihnen wissen. „Ich wandere selbst gern“, so Konrad Spichal „da freue ich mich natürlich auch über schöne Wege und kann mit meiner Mitarbeit hier einen Beitrag leisten“. Ich gehe weiter und merke den Unterschied zum bereits hergerichteten Weg. Zwei Arbeitseinsätze haben die Hottensteiner noch eingeplant.
Nachdem ich das Waldstück verlassen habe, säumen Hecken den Weg. Ich entdecke noch einige Ligusterbeeren, Hagebutten, viele Flechten und genieße immer wieder die Aussicht auf Langenholzen. Mit einer Einhandkettensäge entfernt Anja Walter aus Föhrste einen Teil der Hecke. „Wir stellen damit einige Bäume wie Elsbeere, Feldahorn und Eichen frei, damit der maschinelle Heckenschnitt, der noch folgt, einfacher ist und die Stämme nicht verletzt werden“, erklärt sie mir. Andere Helfer:innen gehen mit Astscheren und Kettensäge ans Werk. Danach gilt es noch, das Schnittgut vom Weg zu entfernen. Vielleicht dient es zukünftig Igeln, Eidechsen und anderen kleineren Tieren im Sommer als Schutz oder im nächsten Winter als Quartier. Insgesamt arbeiten an diesem Samstagvormittag von 9 bis 12 Uhr rund 20 Männer und Frauen zum Wohl der Natur. Eine Pause ist inklusive. Seit sieben Jahren ist beispielsweise Hermann Titz aus Eitzum dabei. Durch einen persönlichen Kontakt kam er zur Gruppe und schätzt die Arbeit mit Gleichgesinnten an frischer Luft.
Gerade in Corona-Zeiten eine gute Möglichkeit der gemeinsamen Aktivität. Als Ausgleich zur Schreibtischtätigkeit sieht Richard Huster, der auch im Vorstand des OVH aktiv ist, seine Teilnahme. Durch seine Arbeitsstelle bei Sappi fühlt er sich der Gegend sehr verbunden und schätzt die vielfältige Vegetation, die durch das Zutun der Freiwilligen erhalten und für Wanderer erlebbar bleibt. Michael und Gabriela Neumann wohnen in Ochtersum und kommen regelmäßig, um zu helfen. „Für uns ist das ein soziales und sinnvolles Miteinander. Wir haben hier schon etliche interessante Gespräche geführt und lernen viel über Tiere und Pflanzen.“ Am Ende eines Arbeitstages sei es sehr befriedigend, das Ergebnis zu sehen, freuen sich die Teilnehmenden an ihrem Tagwerk. Organisator Bernd Galland ist zufrieden mit dem Ergebnis und hat für die kommenden Wochen noch weitere Pflegeprojekte auf dem Zettel. Bis Ende Februar ist die Gruppe noch aktiv, dann beginnt die Brutzeit, erste Frühlingspflanzen lassen sich blicken und Orchideenfreunde warten auf Ragwurz, Knabenkraut und Frauenschuh. Zeit zum Genießen also bis zur nächsten Arbeitssaison. Genossen habe ich den Aufenthalt und die Freude der freiwilligen Helfer:innen, die in den Gesprächen zum Ausdruck kam. Auf dem Rückweg zur Hohlen Grund, der mir mit einem Stück Zuckerkuchen versüßt wurde, lernte ich dann noch etwas über den Buchenwald, denn in diesem Gebiet sind viele Info-Tafeln aufgestellt, die anschaulich mit eindrucksvollen Bildern Einblicke in die Landschaft rund um Langenholzen geben.
Mein Dank geht nicht nur an Bernd Galland für seinen Einsatz, sondern an alle Vereine und Institutionen, die regelmäßig und ehrenamtlich für die Pflege der Wanderwege im Leinebergland tätig sind und somit allen Naturliebhabern einen großen Dienst erweisen.
Wer Interesse an einer Mitarbeit hat, erhält Informationen bei Bernd Galland unter der Telefonnummer 05181-3218. Weitere Projekte des OVH und Schutzgebiete der Paul-Feindt-Stiftung werden im Internet unter www.ovh-hildesheim.de
und www.paul-feindt-Stiftung.de erläutert.