Glauben Sie an Wunder, liebe Leserinnen und Leser?
Wir schon, das bekennen wir freimütig.
Unlängst, in einem Beitrag im Fernsehen, erlebten wir Menschen, die aktiv auf ein Wunder hoffen. Bürger und besonders Bürgerinnen in einer Stadt ungefähr der Größe Hildesheims haben sich in einer Initiative zusammengeschlossen, um durchzusetzen, dass mehr Straßen und Plätze in ihrem Heimatort nach Frauen benannt werden. Na, die haben wohl nichts Besseres zu tun, war zugegebenermaßen unsere erste Reaktion. Aber dann kam doch die Frage: Wie ist das eigentlich bei uns?
Hand aufs Herz: Wie viele Straßen, Wege, Plätze fallen Ihnen in Alfeld oder in Ihrer Gemeinde ein, die weibliche Namen tragen? Wenn Sie auf fünf kommen, sind Sie super! Genau so viele – oder besser gesagt wenige – sind es nämlich in Alfeld und Ortsteilen. Noch genauer: nicht einmal Straßen sind es, sondern nur Wege. Aber seien wir großzügig und rechnen die Marienstraße mit, und auch noch die Eschenbachstraße. Letzteres in der Hoffnung, dass Marie von Ebner-Eschenbach gemeint ist. Dann kommen wir sage und schreibe auf sieben, extra in der überarbeiteten Neuauflage des Stadtplans nachgezählt.
Sieben – eine sehr schöne Zahl, finden wir, wie Sie sicher nachempfinden können. Aber in diesem Zusammenhang auch eine sehr Beschämende, stehen ihr doch knapp 60 Straßen, Wege und Plätze gegenüber, mit Namen von Vertretern des männlichen Geschlechts. Dazu kommen Etliche benannt nach Pflanzen, Tieren, landschaftlichen Besonderheiten usw.
Wir finden: Das muss sich dringend ändern! Vielleicht können Sie, liebe Leserinnen und Leser, einfach einmal Vorschläge machen für die Benennung neu entstehender Straßen oder die Umbenennung alter. Sicher kennen Sie genügend Frauen, die es verdient hätten, dass dauerhaft an sie erinnert wird. Frauen aus unserer Gegend, aus Niedersachsen, Deutschland und aus der ganzen Welt.
Die Dichterin Hilde Domin wäre z. B. so eine Kandidatin. Angesichts der politischen Weltlage kann mensch ja schon einmal verzweifeln, aber vielleicht hilft dann ein kleines Gedicht wie dieses von ihr: „Nicht müde werden, sondern dem Wunder, leise wie einem Vogel, die Hand hinhalten.“ Oder auch Rosa Luxemburg, die einmal auf eine entsprechende Frage geantwortet hat: „Ja, es stimmt, ich habe verdammt große Lust, glücklich zu sein!“
Uns macht es glücklich und es erscheint uns oft auch wie ein Wunder, dass die SIEBEN: seit 29 Jahren Monat für Monat für Sie erhältlich ist. Kostenlos und ohne jede finanzielle Förderung, trotz aller Veränderungen grade auch im Medienmarkt. Ist es nicht auch fast ein Wunder, dass schon wieder die erste Hälfte des Jahres vorbei ist, und Sie die Sommer-Doppelausgabe in Händen halten? Können wir Sie manchmal für einen Moment glücklich machen, wenn der Anruf kommt, dass Sie in einen unserer Preise gewonnen haben?
Kein Wunder ist es, wieviel Freude wir trotz aller bekannten Schwierigkeiten haben dürfen. Arbeiten doch so viele Menschen engagiert daran, dass es auch weiter so bleibt, grade auch in unserer Region. Mehr darüber erfahren Sie wie immer mehr in diesem Heft. Ob es die Sommerparty für Frauen ist, der sommerlicher Genuss aus der Schulküche, die Kulturwanderung für alle Sinne, der Citybeach in Hildesheim, die Sommerkonzerte in Freden, die Job dating days oder die Eröffnung der neuen Räume der Volksbank: Sie finden sicher etwas, das Sie glücklich macht.
In diesem Sinn einen wunderbaren Sommer und viel Spaß beim Lesen dieser Doppel- Ausgabe wünscht
Ihre SIEBEN: