Von der Kunst, die Tradition erfolgreich in die Zukunft zu führen
„Sicherheit für eine gleichmäßige und verlässliche Abnahme des Papiers“: Das soll für Herman Spies 1706 der Grund gewesen sein, in Alfeld eine Papiermühle zu bauen. Rund 320 Jahre und viele Generationen Papiermacher später hat sich daran nichts geändert. Der weltweit produzierende Sappi-Konzern hat sein Werk in Alfeld bestens für die Zukunft aufgestellt und in eine Barrierebeschichtungsanlage investiert. Während eines Pressetermins mit Werksbesichtigung stellten Thomas Rajcsanyi (Mill Director und Geschäftsführer der Sappi Alfeld GmbH), René Köhler (Director Paper & Packaging Solutions), Peter Schwarz (Leiter Papierproduktion Sappi Alfeld GmbH) und Pressesprecher Christian Otto die Neuerungen vor, blicken für den Standort Alfeld positiv in die Zukunft und erläutern eindrucksvoll, dass Papier nicht gleich Papier ist.
„Bisher ist nur ein kleiner Teil der Verpackungen aus vollständig recyclingfähigem Papier. Durch die Vorgabe, weg vom Plastikmüll und Kunststoffverpackungen zu kommen, wird sich dieser Anteil zukünftig deutlich erhöhen und die Bedeutung von funktionalen Papieren stetig steigen. Spezialpapiere mit Barriereeigenschaften, die verpackte Lebensmittel vor dem Eindringen von Sauerstoff, Wasserdampf, Fetten und Aromaverlusten schützen, gewinnen an Bedeutung. Außerdem wächst mit zunehmender Weltbevölkerung der Papierbedarf“, erläutert René Köhler.
„Innovativen Spezialpapieren gehört die Zukunft. Unsere neue Beschichtungsanlage ist der Schlüssel zu neuen Märkten, innovativen Produkten und nachhaltigen Lösungen“, sagt Thomas Rajcsanyi.
Einzigartige Anlage
Stolz ist das Werk darauf, dass die neue Anlage weltweit einzigartig ist. Das Unikat haben 120 Experten aus ganz Europa aus unterschiedlichsten Anlageteilen zusammengefügt. Maschinenbauunternehmen aus Deutschland und Italien lieferten größtenteils die benötigen Bauteile und nun bringt die Anlage namens „Big Rockstar“ auf einer Länge von 66 Metern auf drei Ebenen im Drei-Schicht-System genau die Leistung, die Sappi Alfeld benötigt, um den Kunden Papier für die optimale Verpackungslösung zu liefern.
„Der Prozess vom ersten Gespräch und den Vorgaben des Kunden über umfangreiche Qualitäts- und Funktionstests bis zum fertigen Produkt dauert bis zu 24 Monate“, erläutert Thomas Rajcsanyi, der seit Oktober 2015 Geschäftsführer in Alfeld ist und auf 30 Jahre Erfahrung in der Papierindustrie zurückblicken kann. „Neue Wege sind mit Investitionen verbunden. Mitten in Europa ist der Standort Alfeld ideal. Wir sehen uns hier als Keimzelle für Spezialpapiere. Was Sappi Alfeld möglich macht, trifft den Zeitgeist und löst immer häufiger Plastik und Aluminium ab“, so der Papieringenieur.
Durch den Anlagenbau, der im Bereich eines früheren Hochregallagers entstand, gibt es 50 zusätzliche Arbeitsplätze mit innovativen Aufgaben. Zur Haupthalle mit der Beschichtungsanlage, Command Center und Rollenschneider gehören noch die Streichküche mit Entsorgungslogistik, das Labor, ein Bürotrakt und Sozialräume.
Zum neuen „Personal“ gehören unter anderem auch Berthold, Hermann und Hubert, die als fahrerlose Transportfahrzeuge Papierrollen an ihren jeweiligen Bestimmungsort bringen. Helle Räume, großzügige Wege, farbliche Kenntlichmachung von beweglichen Teilen, optische Signale: An allen Stellen des Werkes steht die Arbeitssicherheit an erster Stelle. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Nachhaltigkeit.
„Unser Sortiment an Rohstoffen und Endprodukten wird aus Holzfasern hergestellt, die aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und Plantagen stammen. Die Verarbeitung erfolgt in Produktionsanlagen, die in vielen Fällen mit Bioenergie aus Dampf und vorhandenen Abfallströmen betrieben werden. So wird beispielsweise im Werk produziertes Papier, das nicht benötigt wird, als sogenannter Rückstoff dem Prozess wieder zugeführt“, so Peter Schwarz.
Für die Region
Mit seinen rund 750 Mitarbeitenden ist Sappi Alfeld der größte Arbeitgeber der Region und gehört zu den wichtigsten Ausbildern. 40 Auszubildende betreut das Unternehmen, bietet verschiedene Studienmöglichkeiten, unterstützt Meisterausbildungen und sorgt für Weiterbildung und -entwicklung.
„Bei uns gehört es beispielsweise dazu, dass unsere Azubis Sappi bei Ausbildungsmessen präsentieren“, erläutert Christian Otto. Auch die Nähe zu den Alfeldern ist dem Betrieb wichtig. In der Kantine, in der montags bis freitags vor Ort frisch gekocht wird, sind auch Werksfremde mittags zum Essen willkommen.
Außerdem liefert die Kantine alle fünf Wochen Essen für den sozialen Mittagstisch „Tischlein Deck Dich“, stellt dem Lions Club für den Jahrmarkt Erbsensuppe zur Verfügung und ermöglicht der BürgerStiftung Alfeld das Bürgermahl im Belegschaftshaus.
„Wir versuchen immer, den Kontakt zu den Bürgern zu halten. Das gilt insbesondere, wenn außergewöhnliche Baumaßnahmen anstehen. Da gilt es für uns, die Belastungen durch Lärm so niedrig wie möglich zu halten“, erläutert Peter Schwarz. (sr)
Sappi in Zahlen:
Der südafrikanische Papierhersteller Sappi Limited beschäftigt weltweit 12.000 Mitarbeitende, produziert in seinen Produktionsstätten in 20 Ländern auf drei Kontinenten 5,5 Millionen Tonnen Papier pro Jahr und verkauft seine Produkte in mehr als 150 Länder.
Sappi Alfeld auf einen Blick:
- 275.000 Tonnen Spezialpapier pro Jahr
- 120.000 Tonnen chlorfrei gebleichter Zellstoff pro Jahr
- 750 Mitarbeitende
- 40 Auszubildende
- 5 Papiermaschinen
- 1 Offline-Streichmaschine
- 1 Beschichtungsanlage
- 1 Sulphit-Zellstofffabrik
Mehr über Sappi erfahren Interessierte unter www.sappi.com.
Fotos: Sappi Alfeld, Susanne Röthig