© Susanne Röthig

Radverkehrskonzept: Zwei Fahrradstraßen sollen kommen und die Fußgängerzone für den Radverkehr geöffnet werden

Das Radverkehrskonzept der Planersocietät (SIEBEN: berichtete) liegt fast komplett vor. Lediglich die Hinweise auf Fahrradabstellflächen fehlen noch. Die Ergebnisse der umfangreichen Bürgerbeteiligung durch das „Radcafé“, eine Fahrradtour, einen Info-Stand auf dem Alfelder Stadtfest und Workshops für Arbeitgeber sind in das Konzept eingeflossen und boten der Bevölkerung vielfältige Möglichkeiten, Anregungen und Hinweise zu geben.

Fahrvergnügen auf dem mit neuem Belag versehenen Fahrradweg zwischen Alfeld und Hörsum.

In der ersten Hälfte 2023 soll das 50.000 Euro-Konzept, das für die nächsten rund 15 Jahre Gültigkeit haben soll, nun in den ersten Teilen umgesetzt werden. „Die ersten Maßnahmen werden die Einrichtung zweier Fahrradstraßen der Priorität 1 und die Öffnung der Fußgängerzone sein“, erläutern Christina Beck, Planungsamtsleiterin der Stadt Alfeld, und Mario Stellmacher, Baudezernent und Erster Stadtrat im SIEBEN-Gespräch. Die Einrichtung dieser Straßen und die Öffnung der Fußgängerzone sind relativ kostengünstig umsetzbar, da lediglich Beschilderungen, Markierungsarbeiten und gegebenenfalls Fahrbahnverengungen notwendig sind. Mit rund 200.000 Euro veranschlagt Mario Stellmacher diese Maßnahmen. Die Nord-Süd-Trasse verläuft vom Eimser Weg, Schulgasse, Bismarckstraße, Winzenburger Straße, Rektor-Falke-Straße, Im Wambeck in Richtung Hörsum, die West-Ost-Verbindung aus Richtung Langenholzen über das Heiligenhölzchen, Antoni­anger, Winzenburger Straße und den Südwall. „Besonders gut an diesen beiden Trassen ist die Anbindung aller Schulen“, so Christina Beck. 

Mario Stellmacher und Christina Beck weisen darauf hin, dass die Fahrradstraße von der Schulgasse auf die Bismarckstraße führt. Eine Fahrbahnverengung auf der Bismarckstraße soll die Radfahrenden schützen.

Was bedeuten Fahrradstraßen für die Autofahrer?

„Fahrradfahrer haben auf den Fahrradstraßen Vorrang, das heißt, dass Autofahrer ihre Geschwindigkeit entsprechend anpassen müssen“, erklärt Christina Beck. „Unser Ziel ist es durch das Radverkehrskonzept das Fahrradfahren attraktiver zu machen, um somit den Anteil am gesamten Verkehr von derzeit fünf Prozent auf zehn Prozent zu verdoppeln. Wir werden dadurch sicher nicht sofort zur Fahrradstadt, wollen aber den Fahrradfahrenden eine sichere und schnelle Möglichkeit bieten, um im Alltag innerhalb Alfelds gut unterwegs sein zu können“, erläutert Mario Stellmacher. Durch die „gebaute“ Stadt sind allerdings nicht überall problemlose Lösungen möglich. So sollen beispielsweise die Parkplätze am Südwall wegfallen, um so eine beidseitige Befahrbarkeit für Fahrräder zu gewährleisten. Ziel des Konzepts ist es jedoch, dem Autoverkehr die Hauptverkehrsstraßen ohne massive Einschnitte zu überlassen und den Radfahrern die Fahrradstraßen bevorrechtigt zur Verfügung zu stellen. „Autofahrer müssen hier hinterherfahren,“ sagt Christina Beck

Abstellmöglichkeiten sind in der Fußgängerzone zwar vorhanden, aber oft nicht mehr zeitgemäß und nicht ausreichend.

Rücksichtnahme erforderlich

Für die zweite Maßnahme, die Öffnung der Fußgängerzone mit Ausnahme der Kurzen Straße und der Marktstraße, ist Rücksichtnahme zwingend erforderlich. Bauliche Veränderung mittels Geschwindigkeitshemmern wie Temposchwellen, mit denen zu hohe Geschwindigkeiten von LKWs, Autos und auch beispielsweise E-Bikes verhindert werden können, sieht Mario Stellmacher in der Fußgängerzone nicht. „Polizei, Feuerwehr und Rettungsfahrzeuge müssen hier ungehindert passieren können.“ „Wir müssen einfach sehen, wie die Maßnahmen angenommen werden und reagieren, wenn es Probleme gibt“, so Christina Beck. 

Hier könnten Fahrradfahrende bald ganztägig freie Fahrt haben.

Wie soll die weitere Umsetzung aussehen?

Wenn die Fahrradstraßen ein Erfolg werden, sollen weitere folgen. Es gibt von den Ortsteilen in die Stadt weitere Trassenvorschläge der Priorität 2, die dann entsprechend genutzt werden sollen. Im kommunalen Straßennetz können wir Maßnahmen einfacher umsetzen, wenn es sich um Kreis-, Landes-, oder Bundesstraßen handelt,  sind wir bei wünschenswerten Veränderungen auf  die Entscheidungen der jeweiligen Träger angewiesen. Um das Nadelöhr Leinebrücke für KFZs, Fahrräder und Fußgänger gut nutzbar zu machen, wird noch geprüft, ob ein Fußweg an die Brücke seitlich angebaut werden könnte. „Das ist dann eine Baumaßnahme, für die wir als Stadt auf Fördermittel angewiesen sind“, so Mario Stellmacher. Außerdem sollen die Abstellmöglichkeiten in der Innenstadt verbessert werden. Hier gibt es zwar einige Einstellmöglichkeiten, die aber nicht mehr zeitgemäß daherkommen. „Langfristig können wir uns hier auch ein Fahrradparkhaus in einem leerstehenden Ladenlokal vorstellen.“ Sollten in dem Zeitraum der nächsten 15 bis 20 Jahre alle Punkte des Radfahrkonzeptes umgesetzt sein, entspräche das nach jetzigem Stand Investitionen in Höhe von 20 Millionen Euro, so der Baudezernent. 

Fahrräder und Fußgänger treffen hier aufeinader:
Die Schulgasse soll als „Begegnungszone“ Teil einer Fahrradstraße werden.

Firma Kelpe Bikes installiert Fahrradreparaturstation am Seminarparkplatz

„Die Idee wurde von Arthur Julius Armbrecht an uns herangetragen“, erklärt Alexander Schneider, Geschäftsführer bei Kelpe Bikes. „Eigentlich sollte sie ursprünglich am Biergarten stehen, da dort aber aufgrund der Hochwasserproblematik diese nicht fest installiert werden durfte und uns auch immer mal wieder Fahrradfahrer anrufen, die mit ihrem Rad in der Innenstadt sind und um Hilfe bitten, haben wir gemeinsam mit der Stadt Alfeld den überdachten Bereich am Seminarparkplatz gefunden. Wir hoffen damit einen sinnvollen Service für die Radfahrer und Radfahrerinnen anbieten zu können. Die als Dauerleihgabe der Stadt zur Verfügung gestellte Station kann bei Bedarf jederzeit auch einen anderen Standort erhalten.“ (sr)

Service für Radfahrende am Seminarparkplatz.

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