Foto: Susanne Röthig

Hilfe, mein Arzt geht in Rente

Frauenarztpraxis Schmack hat optimale Nachfolgeregelung gefunden

(01.07.2020 / sr)
Das Verhältnis Arzt und Ärztin und Patient*in ist oft von jahrelangem Vertrauen geprägt. Aber auch Mediziner*innen gehen in den Ruhestand. Und dann? Auf den Nachfolger oder die Nachfolgerin warten? Alternativen testen?

Einen optimalen Weg hat der Gynäkologe Martin Schmack für seine Patient*innen gefunden. Der 65-jährige Facharzt, der sich 1992 als Nachfolger von Inge Rupp-Winterhoff an der Hildesheimer Straße niederließ, hat mit der 43-jährigen Manuela Dörnte eine Medizinerin gefunden, die sich nach ihrer Zeit als Oberärztin am St. Elisabeth-Krankenhaus Salzgitter-Bad der Praxisarbeit widmen möchte. Seit Anfang diesen Jahres lernt sie nun Patientinnen und Mitarbeiterinnen kennen. Ein Hildesheimer Arzt, der wusste, dass Martin Schmack einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin suchte, brachte beide zusammen. „Das war für meine Mitarbeiterinnen und mich ein Glücksfall“, freut sich Martin Schmack. Die Patient*innen profitieren von einer optimalen Übergabezeit. Das ist nicht immer so. „Einige Kollegen bereiten eine Praxisübergabe viele Jahre vor und suchen lange nach einer geeigneten Lösung“, so der Frauenarzt.

Manuela Dörnte hat sich zusätzlich auf den zum 1. Juli 2020 frei gewordenen Kassenarztsitz von Petra Hachtmann beworben und den Zuschlag der Kassenärztlichen Vereinigung erhalten. Somit können beide Praxen am Standort Hildesheimer Straße 71 durch Manuela Dörnte und Martin Schmack gemeinsam fortgeführt werden.

Die Sieben: regional hat mit beiden Medizinern gesprochen.

Frau Dörnte, was treibt Sie an, sich zu verändern?
Manuela Dörnte: In der langjährigen Klinikarbeit habe ich viel Erfahrung im Bereich der stationären Behandlung meiner Patientinnen gewonnen. Der Kontakt zu ihnen war daher immer sehr kurz. Der Wunsch, in einer Praxis arbeiten zu können, ist darin begründet, dass ich Frauen gern langjährig begleiten möchte und somit auf die persönlichen Belange besser eingehen kann. Meine beiden Töchter sind mit 17 und 13 Jahren bereits sehr selbstständig, sodass ich diese Chance ergriffen habe. Zumal ich Alfeld aus meiner Ausbildung kenne. Während meines praktischen Jahres habe ich 2004 und 2005 im hiesigen Krankenhaus mit Dr. Wolfgang Dahn und Ronald Daubner zusammengearbeitet.

Herr Schmack, worauf sollten Patienten bei einem Arztwechsel achten? 
Martin Schmack: Die Arztwahl kann für Patienten schicksalsentscheidend sein. Da sind Vertrauen und gegenseitige Sympathie wichtige Bausteine. Fehlen diese, kann ein Arztwechsel das Ende der regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen bedeuten. Das sollte unbedingt vermieden werden, um schwerwiegende gesundheitliche Probleme zu verhindern.     

Frau Dörnte, wo sehen Sie Probleme, auch für andere, z. B. Hausarztpraxen mit Nachfolger*innen zu besetzen? 
MD: Der Arztberuf hat sich sehr gewandelt. Bürokratie und Dokumentation nehmen viel Zeit in Anspruch. Ständige Überprüfungen und eventuell hohe Regressansprüche schrecken viele ab, sich selbstständig zu machen. Teilweise zieht es Mediziner*innen nach ihrer Ausbildung in die Wissenschaft und manche möchten sich auch einfach nicht mit Dingen wie Mitarbeiterführung und Praxisausstattung beschäftigen. Für angestellte Ärzt*innen übernimmt das der Arbeitgeber und sie können sich ganz auf die Behandlung der Patient*innen konzentrieren.           

Herr Schmack, Sie sehen in Zukunft die Gefahr, dass die medizinische Versorgung nicht mehr unabhängig ist. Wie meinen Sie das?
MS: Mir liegt viel an unabhängigen Praxen in Alfeld, um die optimale Behandlung der Patient*innen zu gewährleisten. Ärzt*innen die in Medizinischen Versorgungszentren arbeiten, die von Kliniken betrieben werden, sind in meinen Augen nicht unabhängig, sondern unterliegen Zwängen des Arbeitgebers.  

Frau Dörnte, wird die Medizin weiblicher und ist das positiv?
MD: Die gute Mischung macht es. Ich kann mich an einen Professor erinnern, der 1998 erwähnte, dass seit diesem Jahr die weiblichen Studierenden in der Mehrzahl gewesen seien. Das ist unter anderem den besseren Schulabschlüssen der jungen Frauen geschuldet. Die Familienplanung spielt natürlich eine große Rolle, und auch die Work-Life-Balance wird nicht außer Acht gelassen, sodass die Arbeitszeit der Mediziner*innen bewusst durchaus niedriger liegen kann als die ihrer männlichen Kollegen. Wichtig ist jedoch, dass junge Menschen, die eine medizinische Laufbahn wählen, sich dazu berufen fühlen. Daher lehne ich eine Quotenregelung ab. Es gehört viel Einfühlungsvermögen dazu, um sich den Patient*innen entsprechend zuwenden zu können und das sollten die Ärzt*innen leisten, die es am besten können.      

Herr Schmack, wie lange werden Sie Ihren Patientinnen noch erhalten bleiben?
MS: Die Nachfolge geregelt zu wissen, ist für mich sehr beruhigend und war mir ein wichtiges Anliegen. Ab dem 1. Juli 2020 übernimmt Manuela Dörnte die Praxis. Da wir uns sehr gut ergänzen und ich mir den Ruhestand für mich nur sehr schwer vorstellen kann, werden wir gemeinsam für unsere Patientinnen da sein. So können wir unsere Sprechstundenzeiten erweitern und ich habe trotzdem die Möglichkeit, mir ab und zu einen Freiraum zu schaffen. Damit komme ich dem Wunsch meiner Familie nach, etwas kürzer zu treten.      

Frau Dörnte, Sie haben Familie. Wäre Alfeld für Sie ein geeigneter Wohnort? 
MD: Mein Mann ist Oberarzt am St. Bernward-Krankenhaus in Hildesheim, meine Töchter gehen dort zur Schule, sodass ein Umzug für uns zurzeit nicht infrage kommt. Aber ich habe aus meiner Alfelder Zeit noch einige gute persönliche Kontakte und schätze als begeisterte Radfahrerin die vielen Möglichkeiten in den umliegenden Wäldern sehr. Als Stadt hat Alfeld ein gutes Angebot an Schulformen und weiteren Einrichtungen, die für Familien durchaus viel Lebensqualität bedeuten. 

Manuela Dörnte und Martin Schmack
Hildesheimer Straße 71, 31061 Alfeld
Telefon: 05181 – 6898

Praxisöffnungszeiten:
Montag – Donnerstag: 8.00 – 18.00 Uhr Freitag: 8.00 – 15.00 Uhr
Termine bitte nach Vereinbarung
Am 01.07. und 08.07. findet nachmittags keine Sprechstunde statt.

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