Dienstag, 8. April, 11 Uhr, Auftaktveranstaltung mit Zeitzeugen
Es gibt Momente in der Geschichte, die das Leben vieler Menschen für immer verändern. Der 8. April 1945 war ein solcher Tag für unsere Stadt. Die amerikanischen Truppen rückten ein, das nationalsozialistische Regime brach zusammen, und mit ihm endeten Angst und Unterdrückung. Doch was bedeutet Befreiung für die Menschen, die sie miterlebt haben? Und wie erinnert man sich an einen solchen Wendepunkt der Geschichte?
Am 8. April haben Sie dazu in Alfeld Gelegenheit.
Mit einer Mischung aus Zeitzeugenberichten, künstlerischen Aktionen und interaktiven Formaten laden die Leinelauscher ein, die Vergangenheit lebendig zu halten. Die Geschichtswerkstatt „Befreiung 1945“ verbindet Erzählungen mit Kunst und Diskussionen und macht die Erinnerungen an die ersten Tage nach Kriegsende für alle erfahrbar.
Die bewegenden Erinnerungen von Wilhelm Krösche
Wilhelm Krösche war damals ein junger Mann und erlebte die letzten Tage des Krieges hautnah. Sein Vater, als Blockleiter tätig, wurde in eine schwierige Situation gebracht: Die Nationalsozialisten wollten den Kommunisten Benkenstein verhaften. Doch anstatt die Verhaftung zu unterstützen, sprach sich Krösches Vater gegen die Maßnahme aus. Er betonte, dass Benkenstein ein unauffälliger Bürger sei, seiner Arbeit nachgehe und dessen Familie sich unauffällig verhalte. Diese mutige Entscheidung rettete Benkenstein vor der Verhaftung.
Als die amerikanischen Truppen schließlich in die Stadt einmarschierten, hisste Benkenstein als einer der Ersten ein weißes Tuch als Zeichen der Kapitulation. Er stand sogar vor dem Rathaus und begrüßte die ankommenden Soldaten. Doch ein Missverständnis hätte beinahe fatale Folgen gehabt: Ein amerikanischer Soldat deutete Benkensteins Verhalten als Provokation und zog seine Waffe. In diesem Moment griff ein anderer Bürger, der Englisch sprach, ein und konnte die Situation entschärfen. Es war ein Augenblick, der zeigte, wie schnell sich Schicksale in dieser Zeit wenden konnten – zwischen Lebensgefahr und einem neuen Anfang.
Kunst als Erinnerung – „Memory Painting“ von Klaus Looft
Die Vergangenheit darf nicht in Vergessenheit geraten. Deshalb bringt der Künstler Klaus Looft mit einer öffentlichen Malaktion die Geschichte ins Stadtbild zurück. Seine Werke, die unter anderem den Frauentodesmarsch von 1945 thematisieren, sind ein eindringliches Beispiel dafür, wie Kunst Erinnerungen wachhalten kann. Seine Ausstellung in der Galerie K6, die am 8. April eröffnet, lädt dazu ein, sich mit den Geschehnissen auseinanderzusetzen.
Verstehen, was geschah – Gespräche und Erinnerungen
Im Erzähllager der Leinelauscher können Bürgerinnen und Bürger ihre eigenen Geschichten teilen und erhalten zugleich die Möglichkeit, in einen offenen Dialog über das Erlebte zu treten. Die Erinnerungsarbeit ist dabei kein abgeschlossenes Kapitel, sondern ein fortlaufender Prozess, der neue Perspektiven eröffnet und immer wieder Fragen aufwirft: Wie wurde die Befreiung damals erlebt? Was wurde beinahe vergessen? Welche Wahrheiten sind uns unangenehm?
Erinnerungskultur als gemeinschaftlicher Prozess
Die Geschichtswerkstatt „Befreiung 1945“ zeigt, dass Erinnern nicht nur eine private Angelegenheit ist, sondern Teil der Stadtöffentlichkeit. Wer sich beteiligt, gestaltet aktiv mit – ob durch das Teilen von Geschichten, die Teilnahme an künstlerischen Aktionen oder durch den Besuch der Filmreihe „Kriegsende und Krieg im Kino“. Diese bietet unter der Leitung von Sonja Maria Lehmann filmische Einblicke in das Ende des Zweiten Weltkriegs und seine Nachwirkungen.
Der Appell von Bundespräsident Richard von Weizsäcker aus dem Jahr 1985 bleibt aktuell:
„Ehren wir die Freiheit. Arbeiten wir für den Frieden.“ (red/gw)
Kriegsende und Krieg
Die Auftaktveranstaltung im Stadtkino Alfeld in
Anwesenheit von Zeitzeugen
am Dienstag, 8. April, 11:00 Uhr
Anschließend um 12:30 Uhr
„Die Brücke“ (1959/FSK 12)
Montag, 14. April, 20:00 Uhr
„Zone of Interest“ (2023/FSK 12)
Montag, 28. April, 20:00 Uhr
„Lore“ (2012/FSK 16)
Montag, 12. Mai, 20:00 Uhr
„Der Untergang“ (2004/FSK 12)
Montag, 26. Mai, 20:00 Uhr
„Der Staat gegen Fritz Bauer“ (2015/FSK 12)
„Memory Painting“
Klaus Looft
Der in Alfeld 1940 geborene Künstler stellt seine Arbeiten in der Galerie K6,
Kreuzst. 6, 31061 Alfeld bei Regina Marics aus.
Vernissage: 8. April, 18 Uhr