Fotos: Susanne Röthig

Ehemaliges Pfarrhaus Langenholzen: Alt bleibt alt und wird doch neu

04.04.2022, (red/sr)

Heiko und Wiebke Kraus erfüllen sich den Traum vom modernen Wohnen hinter altem Holz und Lehm .

1802 wurde das ehemalige Langenholzer Pfarrhaus erbaut und war bis 2020 im Kirchenbesitz. Der Zahn der Zeit und Feuchtigkeit hatten dem Gebäude in einigen Teilen zugesetzt, Renovierungen und Anbauten die Optik des Fachwerkhauses verändert.  Für Heiko und Wiebke Kraus kein Hinderungsgrund. 

„Es war schon lange unser Wunsch, ein altes Haus zu sanieren, die Substanz zu erhalten und es aber im Inneren mit modernem Wohnkomfort auszustatten“, sagt Wiebke Kraus. Dass das Objekt in Langenholzen steht, kam dem gebürtigen Langenholzer Heiko Kraus und seiner Ehefrau sehr gelegen. 

„Wir sind dem Ort dadurch natürlich besonders verbunden. Außerdem ist mein Elternhaus genau gegenüber“, freut sich der 34-jährige Hausherr. Die Fassade des erworbenen Objekts steht unter Denkmalschutz.

Vorher/Nachher: Noch ist viel zu tun, aber neue Fenster in der ursprünglichen Form geben dem ehemaligen Pfarrhaus bereits seinen ursprünglichen Charme zurück. Die alte Haustür wird zurzeit von der Tischlerei Schwerdtner und Bruck aus Eime aufgearbeitet, um dann wieder im neuen Glanz die Fassade zu komplettieren.

Zeitgemäßes Wohnen im alten Gebäude

Nach dem Kauf 2020 hieß es dann erstmal entkernen: Unzählige Container Lehm, Fußbodenbelag, Mauerwerk fuhr das Ehepaar, tatkräftig unterstützt von Familie und Freunden, aus dem Haus. Die Haustür wurde ausgebaut, um sie zu restaurieren. Wasserrohre und die komplette Elektrik wurde erneuert. Ebenso alle Fenster. Diese geben mit ihrer ursprünglichen Form und den Sturmhaken dem Haus viel Charme zurück. 

Wiebke und Heiko Kraus freuen sich, dass im Obergeschoss die ersten 
Wände schon mit Kalkputz versehen sind.

Neue Mauer aus alten Steinen bietet Schallschutz

Die Giebelseite zur Kirche hin ist mit Lärchenholz verkleidet worden. Zwischen dem Anfang 1900 angebauten Stallgebäude und Haus war Feuchtigkeit eingedrungen und hatte einige Eichenbalken stark in Mitleidenschaft gezogen. Diese wurden teilweise durch alte ersetzt, aber auch neues Eichenholz kam zum Einsatz. Das Stallgebäude ist bereits zum größten Teil abgerissen. Die Steine fanden Verwendung in einer zur Straße errichteten Mauer, die nicht nur schön aussieht, sondern auch einen Schallschutz bietet. „Uns ist viel daran gelegen, die alten Materialien wieder zu verwenden“, erklärt Wiebke Kraus. Dazu gehört beispielsweise auch das alte Geländer zum Hauseingang. 

Im Inneren des Hauses wurden Wände herausgenommen und Stufen ausgeglichen. 

Stadt unterstützt bei der Vereinbarkeit von Denkmalschutz und modernem Komfort  

„Wir legen im Inneren viel Wert auf Helligkeit. Die Zimmer waren teilweise sehr klein, sodass wir uns hier für Veränderungen entschieden haben“, so Heiko Kraus. Stahlträger wurden eingezogen. Eine Öffnung zum Garten lässt viel Licht in das zukünftige Wohnzimmer. „Die Stadt hat uns da sehr unterstützt, sodass wir trotz Denkmalschutz nicht auf modernes Wohnen verzichten müssen. „Die Stadt ist sehr interessiert, dass Gebäude dieser Art erhalten bleiben. Wohnhaus, Schul- und Küsterhaus sowie die Kirche bilden ein Ensemble und stehen gemeinsam unter Denkmalschutz. Es ist auch für die Stadt wichtig, Denkmalschutz und zeitgemäßen Wohnkomfort unter einen Hut zu bringen, da solche Objekte sonst dem Verfall preisgegeben sind. Durch die Investitionen, die die Eheleute Kraus hier getätigt haben, ist ein wirkliches Vorzeigeobjekt entstanden“, lobt Alfelds Baudezernent Mario Stellmacher das Engagement. 

Fachfirmen helfen bei der Umsetzung

Da die Fassade nicht verändert werden durfte, kam für die energetische Sanierung nur eine Innendämmung infrage. Eine Wandheizung sorgt dafür, dass keine Feuchtigkeitsschäden durch Kondenswasser entstehen. „Wir haben da auf die Beratung von Fachfirmen aus der Region gesetzt und diese auch mit der Umsetzung beauftragt, denn gerade durch unfachmännische Dämmung können große Schäden am Gebäude entstehen. Hier haben wir mit der Lehmbaufirma Peter Leibssle aus Greene, die neben den Putzarbeiten auch für die Innendämmung und die Wandheizung verantwortlich ist, einen sehr guten Partner gefunden. Das gilt ebenso für die Zimmerei Karl Bartens aus Gronau, die die maroden Balken und Schwellen ausgetauscht hat, die Firma Prüsse & Schmoll Steinwedel GmbH aus Bad Salzdetfurth, die eine Hackschnitzelheizung eingebaut hat, damit wir mit heimischem Holz heizen können und den Meisterbetrieb Ibrahimi, der Mauer- und Stahlbetonarbeiten durchgeführt hat. Planerisch beraten hat uns Detlef Krüger von der Tischlerei Krüger, die auch weitere Innenarbeiten durchgeführt hat.

Elektro-Heinrich versorgt uns zeitgemäß mit elektrischen Leitungen, Firma Janssen übernimmt die Installation der Sanitäranlagen und Tischlerei Sliber hat die Fenster samt Außenrahmen eingebaut“, so Heiko und Wiebke Kraus. Im Obergeschoss sind in einigen Räumen bereits die Wände frisch mit Kalkputz, der für ein gutes Raumklima sorgt, versehen. Um die Fachwerkhausoptik auch im Inneren zu erhalten, hat sich das Ehepaar teilweise für sichtbare Deckenbalken entschieden. In anderen Räumen liegt das Augenmerk auf sichtbarem Holz an den Wänden. „Wir setzen auf eine Mischung aus alten Materialien und modernen Elementen “, erläutert Wiebke Kraus.

Die Sanierung hat bisher viel Arbeit und Planungseinsatz gekostet. „Die Umgestaltung musste auch in unseren Köpfen erst Gestalt annehmen und vor Überraschungen ist man nie gefeit“, so Heiko Kraus. Aber für beide hat sich der Einsatz bisher gelohnt: Im Sommer wollen sie ihr neues altes Domizil beziehen. 

Ein Haus mit Geschichte, Gewölbekeller und ein Areal mit altem Baumbestand, das viel Platz für Entspannung und Arbeit an frischer Luft verspricht sind der Lohn für den Mut und den Enthusiasmus, ein denkmalgeschütztes Objekt zu sanieren.

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