Auf den Spuren der Geschichte

Schöner November: historische Stadtmauer und Chromatium okenii

Der November steht nun wahrlich nicht im Ruf, der schönste Monat des ganzen Jahres zu sein. Aber er lädt ein: zur Besinnung, zum Erkunden und zum Entdecken. Wie kann also ein Tag im November in Alfeld aussehen? 

Die SIEBEN:regional empfiehlt einen Spaziergang durch die Oberen und Unteren Anlagen -die Jüngeren sprechen heute eher vom Stadtpark-, die sich als grüne Verbindung mit Zugang von der Winzenburger Straße, der Seminarstraße oder der Bismarckstraße in Richtung Holzer Straße und weiter zur Perkstraße außerhalb der einstigen mittelalterlichen Stadtmauer hinziehen. 

Bereits der Warneverteiler ist bedeutsam für die Stadt. 1317 teilte sich durch den Bau die Warne hier in drei Arme und diente somit dem Schutz (Flutung des Wallgrabens), Antrieb der Mühlen und Wasserentnahme (beispielsweise zum Bierbrauen. 

In Höhe des Spielplatzes, auf dem Wasser nach oben fließen kann, ist der einzige Rest der ehemaligen, im 14. Jahrhundert erbauten Stadtmauer zu finden. Eine Tafel mit QR-Code gibt ausführlich Auskunft über Schutzfunktionen der Mauer, des trockenen  und wasserführenden Grabens, eines Rings aus Palisaden und der Wachtürme. 

In den Anlagen weist ein Stein auf die Baumpflanzung zum Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 hin, ein Steinensemble aus Sofa und TV-Gerät zieht die Blicke auf sich. 

Gartenkünstlerische Rarität

Die heutigen Anlagen entstanden nach der Verfüllung des Grabens, der die Stadt sichern sollte. Den ersten Bauabschnitt würdigte die Niedersächsische Volkszeitung 1909 ausführlich. 

Vom Rondeel mit Schillerlinde, Alpinum als Paradebeispiel der Steingartenkunst, Wallpromenade, kleinen Blumenbeeten, Goldfischbecken, Teichen, einem repräsentativen Bürgerpark, der über die Kreisgrenzen hinaus Berühmtheit erlangte, ist in den Ausführungen von Sabine Lichtenberg-Diefenbach über die Wallanlagen als „gartenkünstlerische Rarität“ die Rede. 

Als maßgebliche Schöpfer bzw. Förderer der Unteren Anlagen gelten der vormalige Stadtobergärtner Ludwig Röhrig und der Apotheker Joseph Förster. Nachdem besonders die Zerstörung durch das Hochwasser 1946 signifikant war, hinterließen auch 2017 Wassermassen ihre Spuren. Der Zaun auf der Kalandstraße, der die Straße vor Belastung schützt und  zusätzlich für die Verkehrsberuhigung vor der Bürgerschule sorgt, zeugt davon. Am Schnullerbaum können heute die nicht mehr benötigten Nuckel aufgehängt werden. 

Unterhalb der Realschule weist der dortige Teich seit vielen Jahren eine Besonderheit auf: das Schwefelpurpurbakterium Chromatium okenii. „Die Untere Naturschutzbehörde hat das Gewässer unter Schutz gestellt“, erläutert Erster Stadtrat Mario Stellmacher. Daher sei eine Reinigung des Biotops nicht möglich. 

Ein Wasseraustausch sei aber durch den Durchfluss von Warnewasser in geringen Mengen gegeben. 

Auf dem Friedhof in Alfelds Geschichte eintauchen

Kurz vor der Überquerung der Holzer Straße, auf der sich einst das Holzer Tor als Stadtzugang befand, kommen architektonische Besonderheiten ins Blickfeld: Die von Kuhlmannsche Villa oder Villa Gudewill und das ehemalige Gesundheitsamt oder auch Lemmersche Villa. Wer einen Abstecher über den Alfelder Friedhof am Walter-Gropius-Ring macht, kann Daten der Familie von Kuhlmann und viele weitere bekannten Namen auf teilweise kunstvollen Grabanlagen, darunter auch die mächtige steinerne Löwin auf dem Familiengrab der Familie Ruhe, die Alfeld durch den Tierhandel weltbekannt machte, finden. 

Ein Besuch auf der Internetseite alt-alfeld.de lohnt sich, um weitere spannende Geschichten rund um Alfeld zu erfahren.

Wege in den Anlagen sollen saniert werden

Nach der Überquerung der Holzer Straße kommt bald der Fillerturm in Sicht. Es ist der einzige erhaltene Wehrturm der einstigen Festungsanlage. Zu besonderen Anlässen ist der Turm für die Öffentlichkeit zu besteigen. 

Die Anlagen sind heute ein wichtiger Bereich im Bezug auf das Stadtklima und die innerstädtische Naherholung, die laut der Voruntersuchung des integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) aus dem Jahr 2024 besser gepflegt, attraktiver, sauberer und abends heller sein sollten, um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen und dem weiteren Verfall entgegenzuwirken. 

„Es ist zunächst geplant, die Wege zu sanieren. Auch Nachpflanzungen sollen vorgenommen werden“, erläutert Mario Stellmacher im Gespräch mit der SIEBEN:. 

Tier- und Stadtmuseum, Kino, offene Ateliers, verkaufsoffener Sonntag

Aber der November hat noch viel mehr zu bieten: Während eines Spaziergangs bietet sich ein Besuch des Stadtmuseums an. Literatur über Alfeld für große und kleine Besuchende gibt es ebenfalls. 

Aktuell ist noch die Ausstellung zu den Geburtstagen der Bürgerschule und der Bücherei zu sehen. Auge in Auge mit großen Reptilien sehen sich Besucherinnen und Besucher im Tiermuseum. Der ausgestorbene Tasmanische Beutelwolf und Tiere aus fernen Ländern können ganz aus der Nähe betrachtet werden. Zusätzlich gibt es Infos, wie der Tierhandel in der Region begann und welche Bedeutung die Eisenbahn dabei hatte. 

Beim Altstadtflohmarkt und in der Stadtbücherei alte Schätze finden: Das ist am Sonntag, 2.11., möglich. Neue Schätze gibt es in den Geschäften am letzten verkaufsoffenen Sonntag im Jahr 2025.

Am 8. und 9. November öffnen die Ateliers der Kunstschaffenden ihre Türen, viele davon auch direkt in der Innenstadt. Adventsausstellungen und eine Autogalerie, die zur Kunstgalerie wird gibt es am 22. und 23. November zu sehen. Wer mit Kindern unterwegs ist, macht eventuell nachmittags einen Abstecher ins Stadtkino, um mit dem Nachwuchs einen Film zu schauen und Popcorn zu naschen. Neue und etablierte Gastronomie lädt zum Probieren und Genießen ein. Der Bücherschrank bietet neuen Lesestoff. 

Gute Unterhaltung in Alfelds Innenstadt wünscht Ihre SIEBEN:regional und vielleicht entdecken Sie noch viel mehr Geschichten und Geschichte. (sr)

Fotos: alt-alfeld und Susanne Röthig

Quellen: www.stadt-alfeld.de Rubrik Kultur und Tourismus, VU & ISEK Stadt Alfeld (Leine)

Alfeld im Industriezeitalter, Die Alfelder Wallanlagen – Eine gartenkünstlerische Rarität von Sabine Lichtenberg-Diefenbach

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